Nassenfels. – Die Burg Nassenfels ist seit gestern Abend wieder kabarettistischer Treffpunkt in wildromantischer Umgebung. Bei Kaiserwetter eröffnete die Organisatorin, Lena Oginski, das Festival, das zwischenzeitlich über die Grenzen des Landkreises hinaus zu einem der Highlights gehört und zahlreiche Freunde gefunden hat. Den künstlerischen Auftakt machte Luise Kinseher alias Kioskbesitzerin Lallinger, alias Mama Bavaria. Sie glänzte mit ihrer Vielseitigkeit und persönlichen Ausstrahlung in ihren Rollen, in die sie ohne aufwendige Kostümierung schlüpft. Ihre Kunst war schon immer das Wort und das benutzt sie auf ihre eigene unnachahmliche Weise mit knackigem Witz und trockenen Humor. Die Kulturtage dauern noch bis zum Sonntag.
Zu Beginn ihres Programms kündigte sie sich selbst als norddeutsche Reisende an, die immer in Bayern Urlaub macht, denn Bayern sei so anders, da benötige man kein Ausland. Sie suchte ihren abhandengekommen Mann, weil sich beide zu sehr an die Abstandsregeln gewöhnt hatten. Für Nassenfels sah sie ein Topereignis mit fünf Tagen Kulturerlebnissen. „Oder ist hier sonst auch noch was los“, fragte sie schelmisch.
Aber sie ist ja für alle da. Nicht weil man das so sagt, sondern weil sie das kann. Und meint dabei gerade Frauen nach dem Motto: „Wie schau ich aus, was zieh ich an“. Einem Bogen spannte sie über Mensch und Natur, Heimat und Tradition, Essen und Trinken, Sprache und Aussprache und von Söder bis König Ludwig. Auf die Frage, wer denn in Coronazeit ein Söderfan geworden sei, herrschte verdächtige Stille. „Ist ja klar. Jetzt will es wieder keiner gewesen sein“, folgerte sie mit einem harten Urteil.
„Bayern ist noch nichts für Frauen“
Denn bei den Frauen hätte Söder ja so sein Problem. „Bayern ist noch nichts für Frauen“, stellte sie fest. Die Aigner sei auch mehr eine „Austragspolitikerin“. Dabei sparte sie nicht mit bayerischen Wahrheiten und Traditionen mit einem kabarettistischen Streifzug durch seine Landschaften mit hohen Bergen und sanften Hügeln. Für die Verteidigung ihres Landes habe sie auch noch nie ein Schwert gebraucht, ein Nudelholz sei immer ausreichend gewesen, so sagt sie. Und bei rund 80 Sorten Rausch komme jetzt eine neue Variante mit Söder dazu, das „Delirium im Vollbewusstsein“.
„Thurn und taugt nix“
Und dann auch noch der Adel. Da fiehl ihr zusammenfassend nur „Thurn und taugt nix“, ein. Und die Männer? Die bekämen beim Klimawandel ein Riesenproblem, dachte sie. Was machen sie, wenn der Porsche selber fährt? „Haben wir dann nur noch Männer mit Fahrradhelm und abgeklammerten Hosenbeinen?“, fragte sie sich. Da ist die Identitätskrise ja quasi vorprogrammiert.
Den Übergang zu den Weltproblemen verglich sie den Zustand mit dem Kinderzimmer einer pubertierenden 15-Jährigen. Und bei 600 Euro Kosten pro Nacht, sei die Welt überall bewohnbar. Mit Robotern und Roboterinnen machte sie das Gendern auf der Kabarettbühne auch zukünftig höfisch. Bei ihren Gesangseinlagen war das Publikum lautstark dabei und erhielt viel Lob als „Nassenfelser Kinderchor“. Großen Applaus erhielt sie auch als dauerbeschwipste „Mary from Bavary“, in dem sie im Morgenmantel das Weltgeschehen höchst „sachlich“ erklärt. Und das aus der Perspektive eines Stammgastes in einem Münchner Stüberl. Hans-Peter Gabler
Mehr zu den Nassenfelser Kulturtagen gibt es im Internet unter https://www.kulturtage-nassenfels.de/ – oder EINFACH HIER KLICKEN!