„Volle Sicherheit, halber Preis“: Fifty-Fifty-Taxis gestartet

Eichstätt. „Fifty-Fifty“ – das sagt man oft, wenn man sich jeweils die Hälfte der Kosten teilt. Und genau darum geht es auch bei einem neuen Baustein des ÖPNV im Landkreis Eichstätt: dem „Fifty-Fifty-Taxi“. Vor allem aber geht es um junge Leute, die damit zu Festen und Feiern und danach vor allem wieder sicher nach Hause gelangen sollen – und das eben „Fifty-Fifty“. Denn die Hälfte der Fahrtkosten übernimmt der Landkreis Eichstätt. „Volle Sicherheit, halber Preis“, so lautet das Motto.

„Nach einer lange Anlaufphase ist es endlich so weit“, freute sich Landrat Alexander Anetsberger gestern kurz bevor per offiziellem roten Startknopf symbolisch der Startschuss für ein neues Angebot in Sachen öffentlicher Personennahverkehr gegeben wurde, das eine „Win-win-win-Situation“ bieten solle: einerseits für die jungen Nachtschwärmer, daneben für ihre Eltern, die dadurch wüssten, dass ihre Kinder eine sichere Möglichkeit hätten, nachts wieder sicher heimzukommen. Und schließlich die Taxiunternehmen, die nach der schwierigen Coronazeit auf eine Belebung hoffen könnten.

Es sind ganz normale Taxis, die nicht nur gestern zum offiziellen Startschuss für die „Fifty-Fifty-Taxis“ auf dem Eichstätter Residenzplatz auffuhren. Das besondere an den Taxis ist das Konzept dahinter: Da ist einerseits die digitale Logistik und die App. Und vor allem trägt die Hälfte der Kosten für die Fahrten zu später Stunde das Landratsamt – 80 Prozent davon allerdings fließt als Förderung vom Freistaat wieder zurück. So kann der Landkreis mit relativ geringem finanziellen Aufwand einer Zielgruppe helfen, die besonders darauf angewiesen ist: Jugendliche und junge Nachtschwärmer. Denn im Gegensatz zu Großstädten gibt es in einem Flächenlandkreis wie Eichstätt häufig eben kaum eine Möglichkeit, nachts nach einem Fest oder einer Party wieder nach Hause zu kommen. Auch deshalb beobachte man in steter Regelmäßigkeit eben auch nächtliche Verkehrsunfälle gerade mit Beteiligung junger Autofahrer – oft mit schlimmen Folgen, so Anetsberger.

Einfache Registrierung und Abwicklung – nur für 16- bis 27-Jährige nutzbar

Das soll sich nun durch die neue Alternative ändern: Indem Taxis für sie nicht nur um die Hälfte günstiger, sondern auch wesentlich einfacher zu erreichen sind: Dafür sorgt eine eigene App, die man sich einfach auf das Handy laden kann. Anschließend brauche es nur noch eine Registrierung per Personalausweisnummer und schon könne es losgehen, erklärt Christian Geyer als zuständiger Sachgebietsleiter im Landratsamt. Die Registrierung funktioniere übrigens auch von unterwegs aus – wenn man ein NFC-fähiges Smartphone hat. Alternativ kann man das im Landratsamt Eichstätt, im Dienstleistungszentrum Lenting oder in Beilngries im Rathaus erledigen. Nutzen können das Angebot allerdings nur junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren möglich. Per Zahlen- oder QR-Code kann die Fahrt ganz einfach als Fifty-Fifty-Fahrt registriert werden.

Am Ende zahlen die registrierten Nutzer einfach den halben Preis und das Landratsamt erhält automatisch eine elektronische Rechnung für die andere Hälfte – die übrigen„Fifty“ Prozent quasi. Das ist auch wichtiger Teil des Konzepts: Möglichst einfach und niederschwellig soll das Ganze sein. Einmal registriert, kann der junge Nachtschwärmer einfach in der App ein Taxi in der Nähe suchen, bekommt sofort die Nummer angezeigt, kann direkt anrufen und alles weitere mit dem Taxiunternehmen vereinbaren.

Partybusse und Rufbusse erst einmal vom Tisch

Man habe verschiedene Optionen geprüft, sagt Landrat Anetsberger, der auch seinem Amtsvorgänger Anton Knapp dankte, der das Projekt gemeinsam mit dem damaligen Kreistag auf den Weg gebracht hatte. Einen Partybus wie in anderen Landkreisen werde es dagegen nicht geben. Der sei zu unflexibel und werde zu wenig genutzt, so die Erfahrung andernorts. Auch einen Rufbus, wie er etwa in Eichstätt und Umgebung diskutiert worden war, werde es vorerst nicht geben, bestätigt der Eichstätter Oberbürgermeister Josef Grienberger, der als Vertreter der 30 Städte und Gemeinden im Landkreis gekommen war. Stattdessen eben nun das Fifty-Fifty-Taxi, das die wichtige Lücke gerade für junge Leute schließe und in mehreren Landkreisen gut angenommen werde. Es steht ab sofort jeweils in der Nacht von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag oder an Vorabenden zu gesetzlichen Feiertagen zwischen 19 Uhr und 5 Uhr zur Verfügung.

Insgesamt fünf Anbieter sind zum Start dabei: Taxi Schwarz mit Standorten in Wellheim und Eichstätt, Taxi Jo aus Eichstätt, Taxi Beilngries UG in Beilngries, Metropolis Mobility Ingolstadt GmbH für Großmehring und den Ingolstädter Bereich und Hengl Reisen mit Sitz in Mindelstetten-Hiendorf. Alle fünf bieten den Service an und können jeweils gebucht werden – wobei Fahrtantritt und Fahrtende jeweils im Landkreis Eichstätt liegen müssen, um das vergünstigte Angebot nutzen zu können. Durch die App sehen die Nutzer immer, welches Taxi gerade wo unterwegs ist.

Chance für die Taxiunternehmen nach „schwerer Coronazeit“

Welches Fahrzeug gerade frei ist, könne man allerdings in der App nicht erkennen. Bei Festen könne es allerdings durchaus passieren, dass es zu Stoßzeiten zu Engpässen komme, warnen die Taxifahrer. Allerdings seien auch Vorbestellungen möglich, empfiehlt Monique Heitner vom Beilngrieser Anbieter. Zudem könne man bei entsprechender Nachfrage und trotz Personalmangels, den die Coronazeit auch für die Taxiunternehmen mit sich gebracht habe, das Angebot auch schnell wieder erweitern, so Taxiunternehmer Roland Schwarz. Er wie auch die anderen erhoffen sich nach schweren Coronajahren dadurch auch wieder eine Belebung im Taximarkt: Vor drei, vier Jahren habe man nachts manchmal lange auf ein Taxi warten müssen, gibt Roland Schwarz zu. Damals habe man auch als Disponent eines Taxiunternehmens in der Zentrale manchmal nachts kaum Zeit gehabt.

Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite des Landratsamtes – EINFACH HIER KLICKEN! Und hier gibt es die Hier gibt’s mehr Infos zur App sowie die App selbst zum Download – EINFACH HIER KLICKEN!

In der Coronazeit dagegen sei es ihm schon passiert, dass er fast eingeschlafen sei, weil eine Stunde lang kaum ein Anruf gekommen sei, so Schwarz. Da lohne sich natürlich auch der nächtliche Service überhaupt nicht. „Die jungen Nutzer sind zudem die Taxifahrer von morgen“, glaubt Jo Rudingsdorfer, der mit dem neuen Angebot ebenfalls auf wieder bessere Zeiten hofft. Auch wenn man sonst natürlich auch in Konkurrenz stehe – man sehe hier auch die Chance zu einer engeren Zusammenarbeit, glauben auch Fahrer Roland Teich von Metropolis und Michael Gubo vom Taxiangebot der Firma Hengl Reisen. Fehlen nur noch die jungen Nutzer, die mit dem neuen Angebot nun sicherer und zum halben Preis zu den vielen Festen in den Sommermonaten im Landkreis gelangen können.