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Von wegen „Monster“: Spatenstich für Megaprojekt des Landkreises

Neues Dienstleistungszentrum in Eichstätt soll Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit werden

Eichstätt. – Es kommt nur rund zwei Wochen vor den Feierlichkeiten zu seinem 50-jährigen Jubiläum und soll in verschiedener Hinsicht ein Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft des Landkreises Eichstätt sein: Mit dem heutigen Spatenstich haben die Bauarbeiten für das neue Dienstleistungszentrum des Landkreises begonnen, das ab Frühjahr 2024 moderne Arbeitsbedingungen für rund 140 Mitarbeiter bieten und zentrale Anlaufstelle für bisher in der Stadt verstreute Behördengänge sein soll. Vor allem aber eines: nachhaltig.

Spatenstich für ein Großprojekt: Bis 2024 soll auf dem Gelände an der Gemminenstraße das neue Dienstleitungszentrum des Landkreises Eichstätt entstehen, in dem große Teile der Kreisverwaltung gebündelt werden sollen. Fotos: Zengerle

Kein „Koloss“, sondern notwendiges Bürgerservicecenter

Nein, es sei eben kein „Koloss“, „Monster“ oder etwas Ähnliches, so betonten heute alle Beteiligten im Rahmen des Spatenstichs für das neue Gebäude – auch mit Blick auf einzelne Vorwürfe, das Gebäude sei zu massiv geraten. Durch die Gliederung in drei einzelne, leicht versetzte Baukörper mit gläsernen Verbindungsteilen sowie Begrünung darin sowie unter anderem auf dem Dach sei es eben nicht zu „schwer“ – und „sogar zwei Meter niedriger“ als der zuvor abgerissene Vorgängerbau der Berufsschule an gleicher Stelle, so Architekt Alexander Faber. Es habe sehr, sehr viele Vorgaben gegeben, das Gebäude funktional flexibel und vor allem auch nachhaltig zu gestalten.

Vor allem aber sei das Gebäude nicht überdimensioniert, sondern werde dringend gebraucht: „Die seit Jahren angespannte räumliche Situation in unseren Verwaltungsgebäuden muss dringend entschärft werden“, so Landrat Alexander Anetsberger in seiner Ansprache. Schon jetzt sei das geplante Gebäude fast bis auf den letzten Platz verplant. Man werde hier verschiedene, bisher verstreute Aufgaben bündeln und für die Bürger eine zentrale Anlaufstelle bieten. Beispielsweise werde das Gesundheitsamt, dessen Räumlichkeiten in der Grabmannstraße baufällig seien und aus allen Nähten platzten, der Fachbereich Asylwesen, das Sachgebiet Ausländerwesen, das Amt für Jugend und Familie, der Fachbereich Soziale Sicherung und Integration, das Verkehrswesen, und Teile der Hauptverwaltung mit Postbund EDV in das neue Gebäude umziehen. Man wolle für die Bürger gut erreichbar sein und modernen Service bieten.

Kein „Monster“: Landrat Alexander Anetsberger verteidigte das neue Gebäude in seiner Ansprache als ebenso notwendig wie sinnvoll und nachhaltig.

Forschungsprojekt in Sachen nachhaltigem Bauen

Schon allein durch Vorgaben der Arbeitsstättenrichtlinie sei man angehalten, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen, als es an den bisherigen Standorten möglich sei, so Anetsberger. Genau die seien in dem neuen Gebäude geplant, das nach derzeitiger Planung im April 2024 eröffnet werden solle: Es weise auch baulich ein Maximum an Flexibilität auf und sei daher flexibel umgestaltbar und nutzbar, so Andreas Martin Meier als Vertreter der Eichstätter Baufirma Martin Meier, die sich für das Projekt gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Hubert+Freihart zu einer Arbeitsgemeinschaft (ARGE) zusammengeschlossen und im Rahmen der europaweiten Ausschreibung des Großprojekts den Zuschlag bekommen hatte.

Groß, aber nachhaltig: Natursteinfassade und nachhaltige und recycelte Baumaterialien wie die mit Holzspänen gefüllten Ziegel, die Anna-Maria und Markus Meier von der Baufirma Meier (Foto rechts) hier präsentieren, sollen das dreigliedrige Gebäude prägen.

Das Gebäude sei aber vor allem durch Photovoltaikanlagen, gute Dämmung, eine extrem effiziente Gebäudetechnik mit Wärmerückgewinnung und besondere Baumaterialien besonders nachhaltig, wie Meier und Christian Hubert erläuterten. Man habe die Vorgaben eines Energieverbrauchs von 15 Kilowattstunden (kwh) pro Quadratmeter in einem ganzen Jahr erfüllt, so Hubert – zum Vergleich: das entspreche in fossile Energieträger umgerechnet etwa 1,5 Liter Öl pro Quadratmeter. Man werde in manchen Teilen auf 100 Prozent recycelte Materialien wie etwa recycelten Beton verwenden, erklärte Meier, der mehrere neuartige mit Holzspänen gefüllte Ziegel vorstellte und bei der Gelegenheit auch noch verriet, dass man im eigenen Eichstätter Betonwerk auch Schritt für Schritt mehr auf solche Recyclingmaterialien umstellen werde. Das geplante Dienstleistungszentrum sei nun auch Teil eines gemeinsamen Forschungsprojekts mit Professorin Andrea Kustermann von der Hochschule München im Baubereich.

Irreführende Adresse

Man erfülle nicht nur locker die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes, sondern erreiche sogar eine „bilanzielle Überdeckung und Autarkie“ – werde also kein guter Kunde der Stadtwerke sein, scherzte der Landrat in Richtung des ebenfalls anwesenden Eichstätter Oberbürgermeisters Josef Grienberger. Dafür werde man mit heimischen Materialien wie Natursteinelementen an der Fassade arbeiten – und mit besten Arbeitsbedingungen im Inneren, in denen man auch die Erfahrungen aus Pandemiezeiten mit Homeoffice, flexiblen Arbeitsplätzen und weniger eng besetzten Büros umsetze, so Anetsberger. Das Dienstleistungsgebäude werde also kein Koloss, sondern ein ebenso funktionales wie auch nachhaltiges und zentral gelegenes Bürgerservicecenter – so die Botschaft. Ein Problem aber räumte Anetsberger dann doch ein: Die Adresse. Denn die sei etwas irreführend: Wer das Gebäude über seine offizielle Anschrift an der Gemmingenstraße 4 zu erreichen versuche, habe Pech: Der Zugang liegt stattdessen an der Gundekarstraße zur B13 hin.

Beinahe exakt drei Jahre nach dem Kreistagsbeschluss zur Errichtung des Gebäudes folgte nun der Spatenstich für das 3.000 Quadratmeter Nutzfläche umfassende und nach derzeitiger Planung knapp 18,9 Millionen Euro Gebäude. Es ist nur der erste von drei Bauabschnitten. Die Umsetzung der weiteren beiden Abschnitte sei aber derzeit nicht geplant. Vorerst entsteht hier an der Stelle des abgebrochenen alten Berufsschulbausein modernes neues Verwaltungsgebäude, mit dem der Landkreis knapp dreineinhalb Jahre nach der Einweihung des Dienstleistungszentrums in Lenting und nur rund zwei Wochen vor dem Festakt zu seinem 50-jährigen Jubiläum den nächsten Schritt in die Zukunft geht. Beide Gebäude hatte noch Anetsbergers Vorgänger Anton Knapp initiiert, der ebenfalls anwesend war und den Spatenstich mit Vertretern der wichtigsten Beteiligten vollzog – mit Recyclingmaterial.

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