Eichstätt. – Schon von Weitem sind wabernde Bässe zu vernehmen. Beim Näherkommen werden auf den ersten Blick wirre Linien und Umrisse auf der Fläche am hinteren Zaun des Eichstätter Skateplatzes erkennbar. Jugendliche erweitern das Liniennetz und füllen Zwischenräume und Flächen mit Spraydosen. Langsam nimmt der 20 Meter lange Schriftzug „Young Generation Eichstätt“ Kontur an und wird leserlich. Drumherum machen Skater und Biker ihre Tricks zu den Beats Eichstätter Nachwuchs-DJs. Autofahrer und Passanten bleiben stehen und bewundern das bunte Spektakel um die Eröffnung des Projekts „Hall of Fame“, der Schaffung einer legalen Sprayfläche am Skateplatz.
Die Idee für das Projekt, den hinteren Zaun zu beplanken und als legale Sprayfläche zur Verfügung zu stellen, entstand bei einem Treffen des Eichstätter Sprayers Dominik Lorenz mit Oberbürgermeister Josef Grienberger und Jugendhausleiter Bernd Zengerle im letzten Frühjahr. Die Idee wurde zu einem Projektantrag ausgearbeitet, dieser schließlich der Lenkungsgruppe „Projektfonds Eichstätt“ vorgelegt – und berücksichtigt. So floss eine Förderung im Rahmen des Bayerischen Städtebauförderungsprogramms „Sonderfonds Innenstädte beleben“. Im nächsten Schritt wurde der Graffiti-Workshop geplant, die Platten und sonstiges Material bestellt, am Zaun befestigt und mit dem „Förderverein Haus der Jugend“ ein Kooperationspartner für das musikalische Rahmenprogramm gefunden. Parallel konnten für den Workshop mit den Sprayern Tecos und Frost von Zivi Squad Ingolstadt zwei erfahrene Referenten gewonnen werden.
Am Eröffnungstag beschäftigten sich vormittags zunächst 16 Teilnehmer unter Anleitung der Sprayprofis mit Themen wie Sprayethik, Gestaltungs- und Spraytechnik und Materialkunde. Dann ging es zur Umsetzung des Gelernten direkt an die 35 auf 1,4 Meter große Fläche am Skaterplatz. Bis zum Abend war das Gemeinschaftskunstwerk „Young Generation Eichstätt“ auf mehr als 50 Quadratmetern dann fertiggestellt. Die Fläche soll nun als legale Möglichkeit für Nachwuchs-Sprayer in Eichstätt zur Verfügung stehen.
Offiziell wurde die „Hall of Fame“-Fläche schon am Nachmittag in Anwesenheit von Horst Bacherle als Vertreter des Stadtrates an die Jugend übergeben. Er bedankte sich für das Engagement, die Beteiligung und hatte außerdem für die anwesenden Jugendlichen und Skatern eine gute Nachricht im Gepäck: Zumindest aus baurechtlicher Sicht steht einer Erweiterung des Skateplatzes nach Osten hin nichts im Wege. Dass der Bedarf nach einem größeren Skateplatz da ist, wurde bei mehreren Treffen am Skateplatz von Skater mit Zengerle währendes der Corona-Beschränkungen klar.
In einem Planungsverfahren müsse man nun prüfen, wie man dieses Vorhaben unter Einbeziehung von Fördermitteln, Eigenleistung und sonstiger Rahmenbedingungen umsetzten könnte, so Bacherle. Zengerle als Koordinator der Veranstaltung bedankte sich beim Eichstätter Sprayer Lorenz, der den Stein ins Rollen gebracht hatte, bei der Lenkungsgruppe Innenstadtentwicklung, für die unkomplizierte Abwicklung durch die Stadtverwaltung und den Bauhof, beim Bayerischen Städtebauförderungsprogramm „Sonderfonds Innenstädte beleben“, den Workshop-Leitern und den Kooperationspartnernn.
Zuletzt stellte der Jugendvertreter Felix Knopp noch mit einer emotionalen Rede den neu ausgerichteten „Förderverein Haus der Jugend“ als mögliche Plattform für eine überparteiliche, jugendpolitische Vertretung für Belange von Jugendlichen in Eichstätt vor. Außerdem würdigte er die rasche Umsetzung des Projekts „Hall of Fame“ – neben der ersten Eichstätter Jugendbürgerversammlung im April und der Bürgerbeteiligung zur Neugestaltung der Altmühlaue – als ein Beispiel einer neu entstandenen Bürgerbeteiligungskultur auch mit Jugendlichen in der Stadt.
Das musikalische Rahmenprogramm wurde vom „Förderverein Haus der Jugend“ auf die Beine gestellt. Bis zum späten Abend sorgten vier DJ-Sets von Jim Knopp, David, Kogi, Flixfuchs b2b Maski und ein Trap-HipHop Live-Act von Stone656 für ein abwechslungsreiches und ansprechendes akustisches Ambiente.
„Wall of Fame“, Akkufish und „Burgbergbank“: Erste Jugendbürgerversammlung