Eichstätt. – Aufbruchstimmung und ein wenig Frühlingsgefühle, dazu gleich mehrere Premieren, eine Studentendemo und voraussichtlich ein neuer Lehrstuhl – der erste Dies Academicus nach der Pandemiepause war nicht nur recht lebendig, sondern so gesehen auch sehr erfolgreich. Denn Ehrengast und Wissenschaftsminister Markus Blume stellte im Nachgang des Festaktes den Studierenden in Aussicht, die Kosten für einen neuen Lehrstuhl für Psychotherapie aus öffentlichen Mitteln zu tragen. Denn die stecken in einem Dilemma. An anderer Stelle sind die Gelder bereits gesichert: Der Schattner-Campus der KU wird für mindestens 84 Millionen Euro generalsaniert und umgebaut.
Die Stimmung war bestens bei herrlichem Sommerwetter beim ersten Dies Academicus der KU im Frühling – sonst hatte der Tag, an dem die Universität sich selbst feiert, immer im November stattgefunden. Spätestens nach der Erfahrung dieser Frühlingspremiere mit bester Stimmung aber dürfte sich das auch in Zukunft ändern – daran konnten auch Studierendenproteste vor der Tür nichts ändern – vielleicht sogar im Gegenteil: Die Studierenden sind nach der Coronapause zurück auf dem Campus – und bereit, für ihr Studium zu kämpfen: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns den Master klaut“ – mit lauten Rufen und Pfiffen wurden die zahlreichen Ehrengäste auf dem Campus vor der Aula der KU „begrüßt“: Ein öffentlichkeitswirksamer Protest der Studierenden der Psychologie, die um ihre Zukunft bangen. Denn neue Regelungen sehen vor, dass sie für eine Arbeit in der klinischen Psychologie und im therapeutischen Umgang mit Patienten einen entsprechenden Master in Psychotherapie absolvieren müssen. Den aber gibt es bisher an kaum einer Universität im Freistaat – auch nicht in Eichstätt.
Eine Million Euro koste der Lehrstuhl in etwa, so KU-Präsidentin Gabriele Gien gegenüber dem Eichstätter Journal – Geld, das man derzeit noch nicht habe. Nun aber vielleicht doch: Denn nach dem Festakt sagte der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume den Studierenden die Finanzierung zu. Und so gab es nicht nur während, sondern auch nach dem gut besuchten ersten Festakt nach der Coronapause und im Frühling auch beim Empfang im Hofgarten viel Grund zum Feiern an einer KU, an der gerade viel in Bewegung ist: Man befinde sich auf der Zielgerade zu einer DFG-Mitgliedschaft, hatte KU-Präsidenten Gabriele Gien, die zudem viele erfolgreiche Lehr- und Forschungsprojekte vorstellte, in ihrer Festansprache verraten. Die Aufnahme in die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wäre durchaus so etwas wie ein Ritterschlag und ein bedeutender Schritt für die einzige katholische Hochschule im deutschen Sprachraum – die wohl genau wegen dieser Besonderheit in der laizistisch geprägten Wissenschaftswelt immer ein wenig skeptisch beäugt worden war.
Aber auch Wissenschaftsminister Blume, der nur wenige Wochen nach seiner Ernennung an der KU auf seinem ersten Dies Academicus war, bescheinigte der KU bei seinem Antrittsbesuch besondere Stärken sowohl in innovativen Projekten in Forschung und Lehre, als auch in Sachen Nachhaltigkeit der KU sowie im menschlichen Bereich – in dem er zum Beispiel das besondere Engagement der KU für die Ukraine würdigte. Die besondere Beziehung in die Ukraine wurde auch durch einen Auftritt des ukrainischen Chores des Collegium Orientale sowie im Rahmen einer Gesprächsrunde zu verschiedenen Aspekten rund um den russischen Angriff auf das Nachbarland deutlich, die anstelle einer Festrede stattfand. Besonders gelungene Beispiele für hervorragende Forschung und Lehre gaben die Preisträger, die auf der Bühne für ihre Leistungen ausgezeichnet wurden.
Blume bezeichnete die KU als „Perle der bayerischen Hochschullandschaft“. Die Auszeichnung als beliebteste Universität Deutschlands zeige, dass die KU ziemlich viel richtig mache. „Die KU ist auch besonders, weil sie ein spezielles Profil hat. Sie ist eine kirchliche Universität. Es ist gut, in diesen Zeiten ein festes Fundament und Einrichtungen zu haben, die nicht ,Flachwurzler‘ sind“, betonte er in einer Baummetapher, die verschiedene Redner aufgriffen und weitersponnen: Man sei dann so etwas, wie die Baumpfleger, die dafür sorgten, dass genug Dünger da sei, meinte etwa Peter Beer als Vertreter des kirchlichen Träger und Vorsitzender des Stiftungsrates. „Es gilt, auf Basis einer konkreten Sinn- und Werteorientierung religionssensibel im akademischen Diskurs positive Beiträge für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung zu leisten“, sagte er über die Rolle der KU. Sie stelle sich dieser Aufgabe kontinuierlich und „leistet viel, weil sich viele einbringen, sich viele engagieren und zu Weiterentwicklung bereit sind“. Man könne nur etwas zum Wandel beitragen, wenn man selbst zum Wandel bereit sei.
Dieser Wandel vollzieht sich im Inneren wie auch im Äußeren: Mit Eckhard Ulmer hat man ebenfalls im Mai bereits einen neuen Kanzler präsentiert, der Anfang Oktober die Nachfolge von Thomas Kleinert, antreten wird, der die KU nach zehnjähriger Tätigkeit als Kanzler verlassen und zum 1. Mai das Amt des Finanzvorstands im Malteser-Verbund übernommen hatte. Zuvor aber aber hatte Kleinert noch ein Großprojekt der KU für die nächsten Jahre mitinitiiert: Die Generalsanierung des vom Eichstätter Stararchitekten Karljosef Schattner gestalteten Campus der KU. 84 Millionen Euro werden Freistaat und Kirche in das Megaprojekt investieren, das die Schattnerkreationen auf dem Campus zwar äußerlich nur an manchen Stellen verändern werde – der Campus ist ohnehin seit 2018 denkmalgeschützt – im Innenleben dafür aber umso mehr. Viel in Bewegung und Aufbruchsstimmung also nach der auch für die Studierenden quälend langen Coronazeit.
„Nichts kann eine persönliche Begegnung ersetzen“, hatte deshalb auch Klaus Stüwe, Vizepräsident für Internationales und Profilentwicklung, bei seiner Begrüßung in der Aula der Universität gesagt und den Studierenden auch für ihr Engagement in Form ihrer Demonstration gedankt. Das vielseitige Campusleben sei auch eine der größten Stärken der KU, so die Vorsitzende des Studentischen Konvents, Miriam Gradl in ihrer Ansprache auf dem Dies. „Hier werden nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgebildet, sondern Persönlichkeiten. Nirgendwo sonst stehen das Engagement und der Mensch so sehr im Mittelpunkt wie hier“, lobte sie, kritisierte aber auch eine mangelhafte Verkehrsverbindung zwischen den beiden Standorten der KU in Eichstätt und Ingolstadt. Ein Schritt in die richtige Richtung sei die Einrichtung eines Semestertickets, an dem zusammen mit der Studierendenvertretung der THI seit langem gearbeitet werde. Es brauche dafür jedoch ein „Commitment“ der Hochschulen, Städte, Landkreise und Verkehrsbetriebe. Gerichtet an Minister Blume appellierte sie: „Wir brauchen ein 365 Euro-Ticket für Bayern, nicht nur für Auszubildende und Schülerinnen und Schüler, sondern auch für Studierende. Wir sind zuversichtlich, dass uns dies mit guter Zusammenarbeit auf allen Ebenen gelingen kann.“
Es rührt sich also wieder was auf dem Campus – nicht mehr nur beim ersten Dies Academicus im Frühling, der in dieser Form zu einer festen Einrichtung werden könnte. Auch in Sachen Forschung und Lehre gab es an dem Tag allerhand positive Beispiele zu sehen. Das Projekt „Mensch in Bewegung“ etwa sei mit einer Finanzierung von weiteren zehn Millionen Euro verlängert worden. Einige besonders gelungene Beispiele für hervorragende Forschung und Lehre stellte Gien auf der Bühne vor, andere wurden auch noch im Rahmen des Dies für ihre besonderen Leistungen auf der Bühne ausgezeichnet.
Vor dem Festakt in der Aula fand zum Auftakt des Dies Academicus zudem ein festlicher Lobpreis in der Eichstätter Schutzengelkirche mit dem Augsburger Bischof Dr. Bertram Meier statt. In seiner Predigt ging er der Frage nach Wahrheit nach: „Unser menschliches Zusammenleben gründet auf logischer Wahrheit, sie ist Voraussetzung für Kooperation und gelingendes Miteinander. Wer sie vorsätzlich und über einen längeren Zeitraum unterläuft, hebt die Gesellschaft aus den Angeln. Dann treten Ideologien an die Stelle der Wahrheit und provozieren jeden Einzelnen mit der Frage: Bist Du für mich oder gegen mich?“ Was derzeit an Halbwahrheiten und Fake News in manchen Ländern in Gesellschaft und Politik salonfähig werde, habe längst auch in kirchlichen Kreisen, auf Internet-Plattformen und in einschlägigen Publikationen Einzug gehalten. Bischof Meier appellierte, sich als Christen, Katholiken, Akademiker und Studierende gegen diesen Zeitgeist zur Wehr zu setzen. Denn „auf dem Boden der Denkfaulheit kann keine Frömmigkeit gedeihen“, zitierte Meier den Theologen Karl Rahner.
Schattner-Campus in neu: KU investiert 84 Millionen – mindestens