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Mittelalter im Blick: Caroline Emmelius neue Professorin für Mediävistik

Caroline Emmelius übernimmt Lehrstuhl für Ältere Deutsche Literaturwissenschaft

Eichstätt. – Prof. Dr. Caroline Emmelius (49) hat an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) den Lehrstuhl für Ältere Deutsche Literaturwissenschaft übernommen. Sie leitet zudem nun die Forschungsstelle für Geistliche Literatur des Mittelalters an der KU. Vor ihrem Ruf nach Eichstätt war Emmelius an den Universitäten in Düsseldorf, Berlin und Göttingen tätig. Sie studierte Germanistik und Anglistik für das Lehramt an der Georg-August-Universität Göttingen und am King’s College London. Im Hinblick auf beide Sprachen war Emmelius schon in dieser Phase am Mittelalter interessiert. „Den Ausschlag für die Germanistik haben meine akademischen Lehrer gegeben“, schildert sie.

Das Mittelalter und seine Sprache im Blick: Die neue KU-Professorin Caroline Emmelius. Foto: Schulte Strathaus/upd

Die Mediävistik bewegt sich im Hinblick auf Forschung und Lehre sowohl in der Sprach- als auch der Literaturwissenschaft. „Wir betreiben zum Beispiel historische Sprachwissenschaft, wenn wir unsere Studierenden zunächst einmal in die Lage versetzen, das ältere Deutsch lesen und verstehen zu können. Für mich schwingt dabei der Anspruch mit, dass gerade angehende Deutschlehrerinnen und -lehrer die Geschichte der eigenen Sprache kennen sollten“, so Emmelius.  Diese Grundlagen seien jedoch vor allem Mittel zum Zweck, um im nächsten Schritt literaturwissenschaftlich zu arbeiten.

„Das Mittelalter interessiert mich, weil wir uns hier unmittelbar mit den Texten auseinandersetzen müssen. Über deren Autorinnen und Autoren wissen wir in aller Regel wenig und können uns so nicht auf biographischem Wissen ausruhen. Dieses Zeitalter ist fremd und faszinierend zugleich, auch wenn ich keine Zeitreise in die damalige Epoche machen würde, deren Alltag ich mir unglaublich hart vorstelle – auch etwa im Hinblick auf intellektuelle Beschränkungen“, betont Professorin Emmelius.

Im Umgang mit dem Mittelalter gelte es, auch gegenüber den Studierenden mit einigen Klischees aufzuräumen und den Blick zu schärfen: „Wenn wir in höfischen Romanen des 12. Jahrhunderts von Rittern lesen, sind damit eben nicht die Kämpfer in voller Rüstung gemeint, die erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts aufkamen.“ Auch die Hexenverfolgung gehöre weniger einem vermeintlich finsteren Mittelalter als vielmehr der Frühen Neuzeit an. Zudem sei es wichtig, deutlich zu machen, dass deutsche Sprache und Literatur nicht erst im Barock oder bei Goethe anfange, sondern die Wurzeln viel weiter zurückreichten.

Einerseits gebe es einen bestimmten Kanon an mittelalterlichen Texten, der obligatorisch zur Ausbildung gehöre, andererseits wolle Emmelius in Forschung und Lehre bewusst auch Texte bearbeiten, die eher am Rande dieses Spektrums liegen, wie etwa die Literatur religiöser Frauen oder Medien des frühen Buchdrucks wie Einblattdrucke. Hier gebe es gerade auch für Studierende noch viel zu entdecken und eigenständig zu erforschen.

So hat sich Professorin Emmelius in ihrer Dissertation zum Beispiel damit beschäftigt, welche Vorstellung von Geselligkeit in der mittelalterlichen Literatur entworfen werden. „Einerseits zeigt sich Geselligkeit in den Texten als Utopie und Ideal der Autoren im Hinblick auf Gleichrangigkeit, andererseits bilden die dargestellten Formen aber auch hierarchische Strukturen ab. Das wiederum gibt unmittelbare Einblicke in die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse.“

Neben weltlichen und höfischen Texten sei die Produktion von Literatur zudem eng mit der damaligen Frömmigkeitspraxis einhergegangen. Gerade im Bereich der theologischen und spirituellen Literatur gebe es Texte, die bis heute Bedeutung hätten. Im Hinblick auf die Forschungsstelle für Geistliche Literatur des Mittelalters möchte die Professorin daher einen neuen Schwerpunkt etablieren, der insbesondere die Texte von religiösen Frauen des Mittelalters ins Zentrum stellt. Hierfür gibt es in Eichstätt mit seiner lebendigen Klostergeschichte besonders viele Anknüpfungspunkte. Sie freut sich darauf, dieses Themenfeld mit Kollegen im interdisziplinären Verbund zu untersuchen, so Emmelius.

Quelle
upd
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