Mörnsheim. – Sonne pur schien über der kleinen Marktgemeinde Mörnsheim im Westen des Landkreises Eichstätt, als Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek die Schirmherrschaft übernahm und als Schäfer das „Leiten einer Herde“ üben durfte – natürlich gemeinsam mit der frisch gekürten Lammkönigin Katja Geiger und dem Mörnsheimer Bürgermeister Richard Mittl, der über Holetscheks mögliche weitere Karriereschritte nachdachte. Denn wer in Bayerns Politik was werden will, der muss einmal zum Lammauftrieb – so der Mythos, der in den letzten Jahren entstanden ist. Vor allem aber durften sich Politiker wie Besucher über die vollen Gassen nicht nur durch die über 700 Tiere große Herde, sondern auch über regen Betrieb beim Handwerkermarkt freuen.
Nach zwei coronabedingten Ausfällen konnte das tierische Spektakel in der Gailachtalgemeinde nun wieder stattfinden, zur Freude der vielen angereisten Gäste aus der Region und weit darüber hinaus. Umso mehr freute sich Bürgermeister Richard Mittl als Gastgeber nicht nur über die große Anzahl an Gästen, sondern warb in seiner Begrüßung auch für den Erhalt der Magerrasenflächen und für eine Unterstützung der Schäfergilde. Bei der offiziellen Eröffnung im Festzelt konnte er neben Staatsminister Klaus Holetschek weitere Ehrengäste wie die Abgeordneten des Bayerischen Landtags, Eva Gottstein und Tanja Schorer-Dremel zu einem „Schäferstündchen der Sinne“ begrüßen. Auch Landratsvertreter aus den Landkreisen Eichstätt und Weißenburg-Gunzenhausen, Bezirksräte sowie viele Bürgermeister aus den umliegenden Gemeinden und Städten waren unter den Anwesenden. Zudem die wichtigen Schäferverbände und Vereine samt Fahnenabordnungen.
Mit dem Lammauftrieb wolle man auch auf die Probleme der Schäferei aufmerksam machen und wünsche sich Unterstützung seitens der Politik. „Was wären wir denn ohne die Schäfer, die mit ihren vierbeinigen Rasenmähern unsere Magerrasen von Verbuschung freihalten?“ Über 86 Hektar verpachtet die Gemeinde daher zu einem sehr günstigen Satz an den Schäfer. Holetschek ging in seinem Grußwort auf seine Verantwortung als Gesundheitsminister bei der Prävention und Gesundheitsförderung ein. Es sei für ihn eine Herzensangelegenheit, die Gesundheit der Menschen im Freistaat zu fördern und zu stärken, wo immer es geht, erläuterte Holetschek.
Dies sei vor allem im Alter wichtig, „um lange fit zu bleiben und selbstbestimmt zu leben“. Die Initiative „Gesund. Leben. Bayern“ und die Schwerpunktthemen der Staatsregierung tragen hierbei zur Umsetzung bei, so Holetschek weiter. Er freue sich, dass „es hier im Altmühltal perfekte Voraussetzungen gibt“ und lobte weiter, „die einzigartige und vielfältige Natur lädt zu Spaziergängen und Wanderungen ein, und die regionalen Produkte tragen zu einer ausgewogeneren, gesünderen Ernährung bei“. Der stellvertretende Landrat Bernhard Sammiller sprach von einem „Paradies“, dass im Gailachtal bestehe – gerade für die Schafherden, aber auch für Bewohner und Gäste. Sein Dank galt ausdrücklich Richard Mittl für die mittlerweile 18. Organisation des traditionellen Altmühltaler Lamm-Auftriebs.
Lamm-Königin gekrönt
Katja Geiger stellte sich dabei als neue „Altmühltaler Lamm-Königin“ vor. Sie freue sich neben dem Studium „das perfekte Amt als Ergänzung gefunden zu haben, um unseren Naturschutz voranzutreiben“. Die Schönheit des Naturparkes Altmühltal zeichnet sich für sie vor allem durch die Wacholderheiden, aber auch die Schafe aus, die diese beweiden. „Nicht nur zahlreichen Pflanzen der roten Liste schaffen die Schafe durch ihre Beweidung einen Lebensraum, sondern auch vielen Tieren wie beispielsweise seltenen Schmetterlinge“, berichtete die 23-jährige Studentin. Im Anschluss übernahm Minister Holetschek ihre „Inthronisation“, in dem er ihr die Insignien wie Diadem, Schärpe und Schippe übergab, womit sie offiziell in das Amt eingeführt wurde. Für die kommenden zwei Jahre repräsentiert sie das „Altmühltaler Lamm“ und die Schäferkultur der Region, unter anderem auf den Schäferfesten, aber auch den Landwirtschaftsmessen bundesweit.
Nach dem offiziellen Teil erhielt Holetschek dann ein neues Gewand: Schäfereivorsitzender Erich Neulinger unterstützte ihn beim Anlegen der Schäfertracht. Über 700 Schafe, Lämmer und Ziegen zogen durch die Straßen und Gassen von Mörnsheim, allen voran der Minister, die frisch gekrönte Lamm-Königin samt ihrer Amtskollegin, der bayerischen Kartoffelkönigin Verena Wenger, sowie der Limeskönigin Kerstin Hausmann aus Kipfenberg, dem Bürgermeister und der Schäfergilde. Angeführt wurde die Herde von Schäfer Sascha Gäbler, der seine wolligen Zeitgenossen und vierbeinigen Rasenmäher über den Marktflecken auf die Sommerweide führte.
Eine gute Nachricht hatte Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel für die Schäfer. Ab 2023 fördert der Freistaat Bayern die Weidehaltung mit der Schaf- und Ziegenprämie. Ab sieben Muttertieren werden den Schäfern 30 Euro jährlich pro Tier gewährt. „Diese Förderung haben wir auch der Initiative von unseren heimischen Schäfern vor Ort hier im Altmühltal zu verdanken“, so die Landtagsabgeordnete. Tausende Zuschauer säumten die Straßen und Gassen und beklatschten den Zug. Holetschek trug sich zudem in das Goldene Buch der Marktgemeinde ein und erhielt ein Präsent in Form regionaler Produkte.
Ein umfangreicher und gut sortierter Handwerkermarkt zeigte unterschiedliches Handwerk. Regionale Produkte vom Altmühltaler Lamm, auch im kulinarischen Bereich vervollständigten das attraktive Angebot. Auch für die Kinder gab es viel zum Staunen, zum Anschauen, zum Basteln, zum Malen und zum Filzen, sowie natürlich einen Streichelzoo. Weitere interessante Programmpunkte waren die naturkundliche Führung „Hoch über Mörnsheim“ auf den Spuren der Schafe am Schäfchenweg, aber auch die mehrmals durchgeführten Schafschuren von Fachleuten.
„De Stianghausratschn“ mit humorvollem aus dem Leben
Endlich mal wieder unbekümmert lachen und einen unterhaltsamen Abend erleben – das konnten die Besucher bereits am Freitag vor den Lammerlebnistagen im Haus des Gastes in Mörnsheim mit dem Auftritt der aus Aßling bei München stammende Musikkabarettistin „De Stianghausratschn“. Bei ihren Liedern und Gedichten im bayerischen Dialekt handelt es sich meistens um Geschichten aus dem richtigen Leben. So unter anderem, wenn Kinder erwachsen werden und ausziehen, aber plötzlich wieder einziehen oder den Keller als Depot nutzen, wenn der Mann als Sammler nichts wegwerfen kann oder die Männergrippe den Mann plagt. Dies wurde durch die Puppen „Gscheit & Haferl“ deutlich.
Auch das Publikum wurde oft mit eingebunden, meist zum Mitsingen des Refrains. Schnarchende Männer wurden besungen, und davon bekamen noch einige eine Schlafmütze, um diese zu „kennzeichnen“. Natürlich kam auch das „Ratschn, Tratschn und Leid ausrichten“ nicht zu kurz. Jeder im Publikum konnte sich irgendwo wieder finden bei Liedern und Gedichten, die mit viel Herz geschrieben wurden.
Gottesdienst mit Schafsegnung
Der zweite Tag startete mit dem Gottesdienstbesuch der Gläubigen in der Wallfahrtskirche „Maria End“ in Altendorf. Pfarrer Christoph Wölfle wies in seiner Predigt darauf hin, dass die guten Hirten wichtig sind, auch in Form der Schäfer, zum Schutze von Gottes Geschöpf, der Natur. Man soll sich auch – wie die Schafe – auf das Wesentliche besinnen. el