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Heimatgefühl mit Olympiasieger: Auftakt des CSU-Bürgerdialogs Bayern in Eichstätt

Loser Austausch, erster Bürgerdialog gehen CSU und Bürger in losen Austausch

Eichstätt – „Politik muss zuhören“, so hat es Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber im Festsaal des Alten Stadttheater eingangs formuliert – und damit wohl auch bereits das zentrale Motiv für den „Zukunftsdialog Heimat.Bayern“ mit ihr und Finanzminister Albert Füracker benannt. Die rund dreistündige „Regionalkonferenz“ in Eichstätt war die erste von acht solchen Veranstaltungen in allen Teilen des Freistaats. Recht durchgetaktet ging es bei der Premiere um Themen wie Klimaschutz und Energiewende, die die Menschen im Vorfeld in einer Onlinebefragung gewichten konnten. Vor allem aber um bayerische Identität – mit Doppelolympiasieger Markus Wasmeier als Stargast und personifiziertem Heimatgefühl.

Im Gespräch mit den Bürgern: Der Auftakt zum „Zukunftsdialog Heimat.Bayern“ gestern Abend im Festsaat des Alten Stadttheaters in Eichstätt. Fotos: Zengerle

von Stephan Zengerle

Blasmusik mit Kreisheimatpfleger Dominik Harrer vor dem Eingang, Zithermusik der Musikgruppe des Gabrieli Gymnasiums Eichstätt im Festsaal. Im Werbevideo zu Beginn erzählen Unternehmer, Landwirte oder Blasmusiker, was Bayern schön und den Freistaat ausmache. Sie sei dankbar, dass sie im allerschönsten Bundesland lebe, sagt Moderatorin Sandra Kendel und erntet gleich zu Beginn Applaus. Ansonsten aber bleiben Emotionen noch ein wenig Mangelware bei diesem dreistündigen Dialog, der stark formatiert war: Es ging nicht so sehr um den spontanen, direkten Schlagabtausch mit dem Publikum, wie man ihn aus Formaten wie „Jetz red i“ kennt. Die erste der acht Regionalkonferenzen war eher ein Abend, der wohl schon auch das vermitteln sollte, worum es dann auch in den Talkrunden, die den Hauptteil des Abends ausmachten, immer wieder ging: ein positives Heimatgefühl.

Zwischen der Spaltung der Pandemiezeit und Zusammenhalt

Das sei nach der hoffentlich überstandenen Pandemie und unter dem Eindruck des Ukrainekrieges nötig, so Kaniber: Sie sei erschrocken über die Spaltungstendenzen in der Pandemiezeit. Darüber, wie es Demonstrationen angeblich gegen eine „Diktatur“ und für Freiheit habe geben können, obwohl doch gerade genau das die demokratische Freiheit belege. Man brauche ja nur nach Russland schauen, wie es dort gerade nicht nur um die Meinungsfreiheit bestellt sei, so Füracker, der auch erzählte, er habe in dieser Zeit auch gute persönliche Bekannte „verloren“. Es waren wohl auch Eindrücke wie diese, die die CSU in Form der von ihr geführten Staatsministerien der Finanzen und für Heimat sowie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten dazu bewogen hatte, den Zukunftsdialog mit den Bürgern zu initiieren – und vielleicht ja auch schon eine frühe Dämmerung von Wahlkampf für die Landtagswahlen im nächsten Jahr.

Es ist der Versuch, nicht nur an Wahlkampfständen, sondern in einem größeren Rahmen und in einem interaktiven Format ins Gespräch mit Bürgern in ganz Bayern zu kommen – und das auch online. Ganz frei wollte man die Diskussion aber offensichtlich nicht gestalten, sondern eher geordnet: Die Teilnehmer vor Ort mussten sich – sicherlich auch angesichts vorab unklarer Coronabedingungen – seit dem Start Mitte März online registrieren und Fragen beantworten. Aber auch alle anderen Bürger sind auf dem Onlineportal im „Heimatspiegel Bayern“ eingeladen, sich zu den Themen zu äußern, die sie bewegen. Rund 4.500 hätten das bereits getan, so Füracker. In den Festsaal im Alten Stadttheater aber hätte man gestern Abend wohl auch mit dem vorgesehenen Coronasicherheitsabstand noch den einen oder anderen Bürger mehr bekommen.

„Chancenland“ Bayern

Bayern sei ein „Chancenland für alle“, so hatte es Kaniber in ihrer Rede zu Beginn gesagt, aber auch in einem Freudschen Versprecher ihren Parteikollegen Walter Nussel als Beauftragten für „Bürokratieaufbau“ begrüßt – was für erste Lacher im Saal sorgte. Und damit war man auch schon mitten im Thema. Vieles müsse einfacher werden. Man müsse unser Land und die Art, wie wir in Bayern leben, neu denken, so ein Mantra des gestrigen Abends. Mehr Leben und leben lassen, so die Botschaft. Andererseits sei es auch schwierig, ohne Regulierung verschiedene Ziele zu erreichen – etwa gleichwertige Lebensverhältnisse in Bayern, so Füracker.

„Chancenland“ Bayern: Bayern sei stark und auch lebenswert, so Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.

Solche Fragen der Daseinsvorsorge und der Gerechtigkeit aber standen neben Klimawandel und Energiewende gestern Abend im Mittelpunkt. Es ging um ökologische Landwirtschaft, in der Bayern mit einem Drittel der Fläche bereits führend sei, so Kaniber. Oder die Rolle der Nadelhölzer in Zeiten des Klimawandels, um mehr Förster und Waldarbeiter. Die Staatsregierung solle noch einmal über eine Vergütung für die Bauern für Humusaufbau als CO2-Speicher oder die Regularien für Biogasanlagen nachdenken, die eine gute Ergänzung zu Sonnen- und Windenergie sein könnten, so ein Landwirt, dem Michaela Kaniber zum Teil Recht gab.

Die 10H-Regelung etwa sei „gut gemeint“ gewesen, aber hier habe man ja nun bereits nachgebessert, sagte Füracker auf eine Frage nach mehr Windkraft und mit Blick auf kürzlich von der Staatsregierung verkündete Lockerungen. Die 10H-Regelung aber bleibt – wohl auch aus Angst vor Bürgerbeschwerden. Er wohne an der Autobahn, andere wohnten neben einem Atomkraftwerk, weitere eben neben einem Windpark, so Füracker über eine Gesellschaft, in der eben viel geklagt werde, wie auch Markus Wasmeier gesagt hatte. Da werde sich über Traditionsbäckereien beschwert, weil sie röchen oder über Kirchenglocken, weil sie läuteten, so der Stargast in einer der Gesprächsrunden auf der Bühne. Er finde richtig, dass die Franzosen bestimmte typische Kulturgüter sogar gesetzlich abgesichert hätten.

„Heimatbewahrer“ und „Legende“

Ihm sei es immer darum gegangen, Heimat zu bewahren, so der Skistar und Doppelolympiasieger, der ansonsten aber ein sehr positives Bild seiner Heimat zeichnete. Oft wisse man die erst zu schätzen, wenn man wieder nach Hause komme, so der Sympathieträger, der in einem Freilichtmuseum alte bayerische Häuser, Dorfstrukturen und Handwerkstradition bewahrt – und unter anderem dafür nun als „Botschafter Heimat.Bayern“ ausgezeichnet wurde. Wasmeier stehe als „Legende“ für Bayern wie kaum ein anderer und sei daher ein idealer Botschafter für das bayerische Lebensgefühl, so Kaniber.

Doppelolympiasieger und jetzt auch Heimatbotschafter: Markus Wasmeier bei der Preisverleihung mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Finanz- und Heimatminister Albert Füracker beim Auftakt des „Zukunftsdialogs Heimat.Bayern“ gestern Abend im Eichstätter Stadttheater. Fotos: Zengerle
Traditionell und offen: Der Heimatbegriff müsse wachsen und dürfe nicht zu eng gesehen und damit missbraucht werden, so Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler in seinem Impulsvortrag.

Der Heimatbegriff sei ohnehin schwer zu fassen und eine bayerische Identität nichts Gottgegebenes, sondern ein lebendiges, sich veränderndes Lebensgefühl, das man auch lernen könne – und das im Exzess einfach nur zu Ausgrenzung und Radikalisierung führe, warnte Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler in seinem Vortrag mit Blick auf „Identitäre“ und andere rechte Gruppen. Das aber gehöre nach seinem Verständnis eben gerade nicht zur traditionell heimatverbundenen, aber eben auch offenen bayerischen Kultur.

Ein echter Dialog mit Kritik und Widerspruch war es zum Auftakt sicher noch nicht. Das Ganze wirkte noch ein wenig steif. „Sie waren in gewisser Weise heute Versuchskaninchen, weil es die erste Veranstaltung war.“ Er habe schon ein paar Ideen mitgenommen, wie man das Ganze noch ändern könne, kündigte Füracker zum Schluss an. Man müsse sich den Themen stellen und die Menschen wieder mitnehmen und das Verständnis für Staat und Demokratie fördern. Die rund 60 registrierten Dialogteilnehmer waren offensichtlich dennoch angetan von dem Pilotprojekt in Sachen groß angelegter Bürgernähe. Bei so viel Krieg und Konflikten tut es offenbar auch einmal gut, ein wenig Harmonie zu spüren und einfach unter Menschen und Amtsträgern ins Gespräch zu kommen – inklusive Heimatgefühl.

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