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Schattner-Campus in neu: KU investiert 84 Millionen – mindestens

Katholische Universität startet Generalsanierung für ihren Campus

Eichstätt – Es war buchstäblich seine letzte Amtshandlung – und zwar keine ganz unwichtige: Im Rahmen einer Pressekonferenz hat Kanzler Thomas Kleinert zum Abschluss seiner langjährigen Tätigkeit für die Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) am Freitag noch den offiziellen Startschuss für ein „Topprojekt“ gegeben, wie er sagte: Die Generalsanierung des vom Eichstätter Stararchitekten Karljosef Schattner gestalteten Campus der KU. 84 Millionen Euro werden Freistaat und Kirche in das Megaprojekt investieren, das zwar äußerlich wenig verändern werde, denn der Campus ist seit 2018 denkmalgeschützt – im Innenleben dafür aber umso mehr.

Letzte Amtshandlung: Kanzler Thomas Kleinert (rechts) hat am Freitag gemeinsam mit Stefan Wenzel, Leiter Bau- und Technisches Gebäudemanagement und Laura Reutter vom Bauprojektmanagement die Pläne zur Generalsanierung der KU vorgestellt. Fotos: Zengerle

Von Stephan Zengerle

Über Geschmack auch in Sachen Architektur lässt sich bekanntlich streiten. Die Projekte des 2012 verstorbenen Schattner aber sind in ihrer Zeitlosigkeit heute unbestritten viel beachtete Bauten und regelmäßiges Studienziel unzähliger Architekturklassen anderer Universitäten. Das gilt auch für das markante kubische Ensemble, das den Campus der KU ausmacht. Dessen Bausubstanz sei zudem sehr gut, wie Stefan Wenzel, Leiter des Bereichs Bau und Technisches Gebäudemanagement, betont. Man habe quasi einen Sanierungszyklus ausgelassen, der meist nach 30 bis 40 Jahren anstehe. Derzeit aber beschäftigt er sich intensiv mit der nun doch fälligen Sanierung: Die fünf von 1960 bis 1965 von Schattner gemeinsam mit Architekt Josef Elfinger errichteten Kollegiengebäude, die den Campus ausmachen, müssen nach rund sechs Jahrzehnten nun doch erneuert werden – im Rahmen der Generalsanierung, die fünf bis sechs Jahre dauern und nach derzeitiger Planung 2029 abgeschlossen sein soll.

84 Millionen wohl nicht zu halten

Das Projekt sei mit einem Volumen von 84,2 Millionen Euro nicht nur ein finanzieller Kraftakt, der wie auch die Finanzierung der KU insgesamt zu 85 Prozent vom Freistaat Bayern und zu 15 Prozent von der Universitätsstiftung getragen wird. Auch der Umbau im laufenden Betrieb werde eine große Herausforderung, so Kleinert, der die Umsetzung aber nicht mehr aktiv als Kanzler der KU erleben wird: Er wechselt als Finanzvorstand zum Malteser Hilfsdienst. Ob diese Finanzplanung angesichts der stark steigenden Preise in Zukunft zu halten sein werde, müsse man aber erst sehen, sagt Wenzel – und hört sich angesichts massiv steigender Baupreise dabei trotz eines eingeplanten Puffers wohl zurecht recht skeptisch an.

Erneuerbare Energien spielen im Konzept der Generalsanierung, das Stefan Wenzel am Freitag präsentierte, eine wichtige Rolle. Und auch der Innenhof des Campus soll saniert werden.

Möglich macht den Umbau während laufender Lehre einer Präsenzuniversität, die man natürlich trotz der digitalen Möglichkeiten in Coronazeiten bleiben wolle, ein Interimsbau, der zunächst auf dem Sportplatz vor der Mensa angedacht gewesen sei, nun aber dreistöckig und in Modulbauweise zwischen der Zentralbibliothek und der Flutbrücke errichtet werde. Das Interim soll später wieder verschwinden. Für einen dauerhaften Bau, der dann auch erhalten bleiben könne, habe man trotz intensiver Suche in den letzten Jahren keine Lösung gefunden, so Kleinert. So sollen in dem Containerbau jeweils vorübergehend die Bereiche untergebracht werden, die wegen der schrittweisen Sanierung nicht ihre angestammten Räumlichkeiten nutzen können.

Moderne Raumgestaltung

Dafür sollen sie anschließend in ein Gebäude zurückkehren, das nicht nur in seinen Versorgungsstrukturen, sondern auch in Sachen Lehre modernsten Ansprüchen gerecht werden solle: „Möglichst flexible Räume für Forschung, Lehre und Transfer“ sollen es sein, so Wenzel. Dazu gehören neben einer flexibleren Bestuhlung auch interaktive Angebote wie etwa die Möglichkeit, interaktive Lehre zu gestalten – etwa durch Zuschaltung von Experten per Videokonferenz, die Einbindung digitaler Geräte oder neue didaktische Lehrkonzepte, wie sie etwa ein Makerspace ermöglichen solle. Zudem werden die Gebäude barrierefrei umgebaut und jeweils mit einem Aufzug vertikal erschlossen werden. Der Platzverlust soll durch die Aufstockung des „B-Baus“ zur Universitätsallee hin mehr als ausgeglichen werden. Hier finden Kunststudenten in Zukunft Werkstätten und ein Atelier, aber auch unter anderem Biologie und Sport Räume finden.

Hier spielt die Musik: Endlich wieder Präsenzuniversität, denken sich nicht nur diese Studierenden, die nach der Coronapause wieder auf den Campus zurückgekehrt sind.

Dem Anspruch der KU als in Sachen Nachhaltigkeit zertifizierter Universität sollen zudem nachhaltige Energiekonzepte gerecht werden: Die Gebäude sollen Solaranlagen auf den Dachflächen erhalten, und Regenwasser werde ebenso genutzt wie etwa Grundwasser zur Kühlung der Gebäude, die zudem ein besseres Raumklima und eine bessere Akustik erhalten sollen. Auch die Raumstruktur werde sich in Teilen ändern und soll zudem den Studierenden mehr Platz für „studentisches Arbeiten“ bieten, also etwa Gruppenarbeiten.

In der Aula verschwinden die Stuhlreihen

Entwarnung für Nostalgiker: Aber auch in Zukunft werde es weiter die klassischen Hörsäle mit treppenartig angeordneten festen Sitzreihen geben – das klassische Uni-Feeling wird also nicht ganz verschwinden. Aber vieles soll praktischer werden, etwa auch in der Aula: Hier werden wohl die langen, unflexiblen Sitzreihen komplett verschwinden und einer flexibleren Bestuhlung und Raumnutzung weichen müssen. Zudem soll es zur besseren Nutzung neue Umkleidebereiche und Platz für Catering geben. Und auch der grüne Innenhof der KU soll aufgewertet und besser nutzbar gemacht werden.

Sanierung unter Denkmalschutz: Das von Karljosef Schattner geprägte Gebäudeensemble auf dem KU-Campus, das seit 2018 denkmalschutzrechtlich geschützt ist, wird äußerlich erhalten, im Inneren aber erheblich umgebaut.

 

Die Pläne sind bereits von Denkmalschutz und Regierung abgesegnet. Nach vorbereitenden Arbeiten gegen Ende dieses Jahres soll es im Wintersemester 2023 losgehen: Den Anfang machen im ersten, rund zweijährigen Bauabschnitt die Kollegiengebäude A zur Ostenstraße hin und C neben der Mensa sowie das Gebäude der Poststelle an der Ostenstraße. Zusammen mit den weiteren zwei Bauabschnitten werden die fünf Bauten mit insgesamt 9.300 Quadratmetern Nutzfläche erneuert, die insgesamt rund ein Viertel der 40.000 Quadratmeter der KU ausmachen. Das macht auch deutlich, dass auch weiter viel Sanierungsbedarf besteht, wie Wenzel bestätigt, und die KU so gesehen auch weiter ein Stück weit „Sanierungsfall“ bleiben werde – allerdings dann mit nagelneuem Campus und weiterhin einzigartiger Architektur.

 

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