Der Film ist zwar nicht mehr ganz neu, aber hat durch die aktuellen Ereignisse wieder neue Brisanz bekommen: Wer ist eigentlich dieser Wladimir Wladimirowitsch Putin? Das zeigt auch ein Stück weit ein investigativer Film von einem von Putins härtesten Kritikern: Alexei Nawalny. Aus aktuellem Anlass unser digitales Fundstück: der Film „Ein Schloss für Putin“ (Link siehe unten).
Vieles von dem, was Putin jetzt getan hat, hätte man vielleicht ahnen können, wenn man ihm einfach nur zugehört und manches von dem, was er schon vor Jahren von sich gegeben hat, ernst und wörtlich genommen hätte – etwa, dass die Ukraine kein eigener Staat, sondern historischer Bestandteil Russlands sei. Oder die Militärdoktrin, in der von hybrider Kriegsführung und Propagandakrieg die Rede war. Oder dass der Untergang der Sowjetunion die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts gewesen sei.
Wer also ist eigentlich dieser Putin, der selbst als Ziehsohn dieser Sowjetunion 1985 als KGB-Funktionär ganz offiziell in Dresden tätig war und zu besonderen Anlässen gemeinsam mit Stasi-Freunden tanzte, sowjetischen Cognac trank und von den Stasi-Freunden eine offizielle, goldene Ehrennadel erhielt, die die Freundschaft zwischen der DDR und der Sowjetunion symbolisierte? Der investigative Dokumentarfilm „Ein Schloss für Putin – eine Recherche des Fonds gegen Korruption“, wie er mit vollem Titel heißt, zeichnet hier ein ganz anderes Bild, als es der Kremchef selbst gerne von sich sieht.
Der Film von Kreml-Kritiker Alexei Nawalny, den Putin mutmaßlich auf seinen direkten Befehl am 20. August 2020 mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiften ließ und der seit seiner Rückkehr nach Russland im März 2021 in einem russichen Gefängnis sitzt, widmet sich dem russischen Präsidenten, der sich immer mehr als Diktator präsentiert. Nawalny zeigt darin gemeinsam mit Unterstützung des deutschen Recherchedienstes „Correctiv“ den Werdegang Putins vom „kleinen KGB-Offizier“ in Dresden über einen „korrupten Beamten“ in St. Petersburg zum späteren Chef des Geheimdienstes FSB und letztlich zu einem der mächtigsten Männer der Welt.
Der „reichste Mann der Welt“ und sein geheimner Palast?
Und zum „reichsten Mann der Welt“, wie nicht nur Nawalny in dem Film erklärt, sondern auch andere Experten, die sein Vermögen auf bis zu 200 Milliarden Dollar schätzen. Selbst wenn es wesentlich kleiner wäre, zum Beispiel bei 25 oder 40 Milliarden Dollar, wie andere schätzen – derartigen Reichtum hätte er niemals mit seinem Einkommen als Präsident oder seinen anderen Ämtern legal erworben haben.
Hier Nawalnys Film in der Version mit deutschen Untertiteln (Untertitel einschalten):
Und sich auch nicht einen Palast mit 17.691 Quadratmetern purem Luxus leisten können – auf einem Grundstück, das etwa 39-mal so groß sein soll wie das Fürstentum Monaco. In Nawalnys Film geht es vor allem um Putins geheimen Palast und Belege dafür, dass er tatsächlich ihm gehört. Es ist letztlich auch eine Biographie der verborgenen Seiten seines Präsidenten, der sich schon immer selbst inszeniert hat.
Wladimir Wladimirowitsch Putin würde all das selbstverständlich bestreiten – schließlich ist Nawalny vielleicht nicht nur aus seiner Sicht einer seiner gefährlichsten Gegner und sitzt schon deshalb im Gefängnis – wenn es mit der Vergiftung schon nicht geklappt hat. Was ist Wahrheit, was Propaganda? Bei aller Vorsicht und Bemühung um Objektivität: Wer sollte dem Kremlchef schon noch glauben, was er so sagt, wenn er selbst in offiziellen Gesprächen vor laufenden Kameras allein in den letzten Monaten und Jahren nicht nur im Bezug auf seine Absichten in der Ukraine immer wieder die ganze Welt belogen hat? Da kann man genauso gut auch dem Film Nawalnys glauben, der in deutschen Archiven beginnt. Der ist deswegen aus gegebenem Anlass unser digitales Fundstück.