Ingolstadt/Eichstätt. – Es wäre der nächste große Schritt: Nach der Fusion der Sparkasse Ingolstadt mit der Sparkasse Eichstätt 2017 plant die neu formierte Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt nun den nächsten Schulterschluss: Sie verhandelt mit der Sparkasse Mittelfranken-Süd über eine Fusion, wie der Vorstand bestätigt. Ein Zusammenschluss der beiden Institute würde ein schlagkräftiges Institut auf der Achse zwischen Ingolstadt und Nürnberg entstehen lassen und letztlich die bisherigen Aktivitäten der ehemaligen Sparkasse Eichstätt nach Norden und Westen erweitern.
Eine Konsolidierung in der europäischen Bankenlandschaft wird schon lange gefordert. Gerade im zerplitterten deutschen Bankenmarkt mit seinem Drei-Säulen-Modell aus Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken und entsprechend kleinteiligen, regionalen Strukturen hat sich aber viele Jahre lang wenig getan. Im Zuge der Niedrigzinsphase hat sich der Druck aber erhöht und es ist Bewegung in die hiesige Bankenlandschaft gekommen. In der Region 10 könnte nun der nächste große Schritt erfolgen: „Derzeit werden Sondierungsgespräche zu einer möglichen Fusion geführt“, bestätigt die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt auch gegenüber Ei-Live mit Blick auf Gespräche mit der Sparkasse Mittelfranken-Süd.
Es gehe aktuell um ein grundsätzliches Ausloten, welche Mehrwerte durch eine Fusion für die Träger, Kunden, Mitarbeiter und die Sparkassen selbst zu erzielen seien. Die Idee für den Zusammenschluss habe sich aus bilateralen Gesprächen zwischen den Vorständen der beiden Sparkassen ergeben, heißt es vom Vorstand der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt. Bei einer Sitzung am kommenden Freitag würden die Verbandsräte des Zweckverbandes Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt, die Vertreter der Träger der beiden Sparkassen, über die anstehenden Sondierungsgespräche informiert. Anschließend sollen die Gespräche fortgesetzt und intensiviert werden. „Eine Entscheidung wird aber erst getroffen, wenn alle Themen einvernehmlich besprochen sind“, so Jürgen Wittmann, der Vorstandsvorsitzende der Ingolstädter. Um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen, würden sich Vertreter beider Sparkassen dafür ausreichend Zeit nehmen. Daher könne auch noch kein konkreter Zeitpunkt für eine Entscheidung genannt werden.
„Der Konsolidierungsprozess wird sich weiter fortsetzen“
„Ja, auch in Deutschland ist der Konsolidierungsprozess in vollem Gange“, bestätigt Wittmann. Selbst wenn die EZB aufgrund anhaltender Inflation die Zügel in Sachen Geldmenge und Zinsen wieder anziehen dürfte, dürfte auch der Druck auf die Banken daher nicht gänzlich nachlassen. „Eine sich verändernde Zinslandschaft wäre nur ein Teilaspekt, die Herausforderungen der Branche sind vielschichtiger – der Konsolidierungsprozess wird sich weiter fortsetzen“, prognostiziert er. Denn aufgrund des Umfeldes sei es derzeit „überlebenswichtig, sich rechtzeitig, aktiv und aus einer Position der Stärke heraus mit der Zukunft der eigenen Sparkasse auseinanderzusetzen. Die deutsche Kreditwirtschaft kämpft seit Jahren unter anderem mit den Auswirkungen der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank oder mit den stetig wachsenden Anforderungen der Regulatoren.“
Darüber hinaus fordere die digitale Transformation und das veränderte Kundenverhalten permanente Investitionen in Technik, Raum und Ausbildung. Kleine und mittlere Institute würden dabei fachlich und kostenmäßig besonders belastet, so Wittmann. „Dafür müssen wir die Kosten optimieren, Risiken minimieren und gleichzeitig ein attraktiver Anbieter für Finanzdienstleistung sein.“ Fin-Tech-Unternehmen wollen den Banken zusätzlich ihr Geschäft streitig machen. Es gebe verschiedene Wege, sich auf all das einzustellen: intern Prozesse zu optimieren, Standorte – sprich Filialen – zu überprüfen und neu zu ordnen, Aufgaben auszulagern, Kooperationen einzugehen, oder eben zu fusionieren. Neben all diesen Dingen hat hat sich die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt nun eben auch für Letzteres entschieden.
Mit knapp elf Milliarden Bilanzsumme Nummer vier in Bayern
Durch den Zusammenschluss mit der ähnlich großen Sparkasse Mittelfranken Süd würde die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt in eine neue Größenordnung vorstoßen und die Zehn-Milliarden-Schwelle in Sachen Bilanzsumme übertreffen: Die Bilanzsumme der Ingolstädter liegt bei 6,3, die der Sparkasse Mittelfranken-Süd mit Sitz in Roth kommt auf 4,2 Milliarden. Insgesamt käme man also auf rund 10,5 Milliarden Euro und würde somit rein rechnerisch zur Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte, die zuletzt rund 10,2 Milliarden ausgewiesen hatte, aufschließen – beziehungsweise sogar leicht vorbeiziehen und dabei auch selbst so etwas wie eine etwas weiter nördlich gelegene „Sparkasse Bayern Mitte“. Es wäre gleichzeitig die viertgrößte Sparkasse Bayerns – nach denen in München, Nürnberg und Würzburg.
Der Rother Landrat Herbert Eckstein (SPD) hatte im Gespräch mit dem BR gefordert, dass es es eine Arbeitsplatzgarantie geben müsse. Schon bei der Fusion mit Eichstätt hatte man fusionsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Das soll nun auch für den möglichen Zusammenschluss mit dem Rother Pendant gelten. Die beiden Geschäftsgebiete würden sich jedenfalls gut ergänzen: Die Sparkasse Mittelfranken Süd hat ihr Geschäftsgebiet in den Regionen Roth, Schwabach und Weißenburg. Aktuell haben die Ingolstädter rund 900, die Rother knapp 700 Mitarbeiter.
Eine Fusion in etwa auf Augenhöhe also, oder schluckt hier der Größere den Kleineren? Wie auch bei der Fusion zwischen den Sparkassen Ingolstadt und Eichstätt beschreibe nicht die Größe der Bilanzsumme, ob man sich auf Augenhöhe begegne, sondern es gehe vielmehr um die innere Haltung, so Jürgen Wittmann. „Und wenn sich zudem zwei ähnlich erfolgreiche Sparkassen aus einer Position der Stärke heraus proaktiv zusammensetzen, um gemeinsam besser zu werden, dann begegnet man sich immer auf Augenhöhe.“