LebenPanoramaPolitikTopthema

Bürgerbeteiligung „Altmühlaue“: „Radler-Halbe“ in „neuer Haifischbar“ schon 2023?

Stadt Eichstätt startet Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Areals am Herzogsteg

Eichstätt. – „Leben am Wasser“ – unter diesem Stichwort wird in Eichstätt seit geraumer Zeit über mehr „Aufenthaltsqualität“ an der Altmühl diskutiert. Nach vielen Jahren soll es nun an der dafür wohl wichtigsten Stelle plötzlich ganz schnell gehen – mit und trotz Bürgerbeteiligung. Schon im Sommer oder Herbst 2023 soll das Areal am Herzogsteg mitten im Herzen der Stadt weitgehend fertig sein. Dann solle man dort bereits in einer neuen Gastronomie etwas trinken oder essen können, wünscht sich der Eichstätter Oberbürgermeister Josef Grienberger – „ein sportlicher Zeitplan“, wie er zugibt. Jetzt sind aber erst einmal die Bürger gefragt: In den nächsten Wochen können sie im Rahmen einer Bürgerbeteiligung ihre Wünsche zur Gestaltung des neu zu gestaltenden parkartigen Areals mit geplanter neuer Gastronomie äußern.

Von Stephan Zengerle

Die Enttäuschung war groß unter vielen Eichstättern, die sich gerade in den Sommermonaten hier im Biergarten der Haifischbar oder einfach nur am schmalen Uferstreifen neben dem Radweg oder auf den Holzdecks direkt an der Altmühl gerne aufgehalten hatten. 2018 war das plötzlich alles vorbei: Die Holzdecks renovierungsbedürftig, die Haifischbar marode, die Nasszellen nicht mehr zeitgemäß. Und so war erst einmal Schluss mit einem lebendigen „Altmühlstrand“. Viele Diskussionen, manche Planungen sowie bereits getroffene, dann wieder verworfene Beschlüsse später ist immer noch nichts passiert an jenem zentral gelegenen Areal am Herzogsteg. Dabei sei das Areal von zentraler Bedeutung, wie nicht nur das Stadtentwicklungskonzept ISEK, sondern auch alle städtebaulichen und touristischen Analysen schon lange immer wieder betont haben.

Wieder Leben rund um den Herzogsteg soll die Neugestaltung der Altmühlaue bringen – so wie in früheren Jahren (Bild unten). Aber wie soll das Ganze aussehen? Dazu können sich nun die Bürger äußern. Es geht um eine rund 8000 Quadratmeter große Fläche, für die vorläufige Planungen neben Gastronomie auch einen Spielparcours, eine Verlegung des Radwegs hin zu den Gebäuden der Spitalstadt und dafür eine Neugestaltung des Altmühlufers vorsehen. Auch Veranstaltungen sollen dann wieder möglich sein. Illustrationen: oh

Schließlich liegt das kleine, aber feine Gelände mitten an einer der zentralen Achsen der Stadt: Hier treffen sich Bürger, Pendler und Touristen zwischen Bahnhof,  Spital- und Alstadt, von den großen Freiwasserparkplätzen oder dem Radweg kommend. Ein echter „Ankunftsort“ also und eine Art „Visitenkarte“ für Eichstätt zudem direkt neben dem neuen IBB-Hotel an der Altmühl gelegen – also ein „Erholungsort“ und von zentraler Bedeutung für jene vielbeschworene „Aufenthaltsqualität“ am Fluss – wie auch der Eichstätter Stadtbaumeister Jens Schütte und Tourismuschef Lars Bender betonen. Doch der lag nun – schon beinahe fahrlässig – lange brach.

Das könnte sich aber nun bald ändern – und zwar überraschend schnell, wenn man den Plänen aus dem Rathaus glaubt: Schon im Sommer oder Herbst 2023 soll alles weitgehend fertig sein. Das Paradoxe dabei: Je erfolgreicher die Bürgerbeteiligung wird, desto herausfordernder könnte der Zeitplan werden, wie Oberbürgermeister Josef Grienberger mit einem Augenzwinkern zugibt. Dennoch: „Wir sind gut vorbereitet und wir freuen uns auf viele Ideen“, sagt er. Die Bürgerbeteiligung war ein Wunsch des gesamten Stadtrats, der den Plänen von OB und Stadtverwaltung hier im Dezember sehr erfreut und parteiübergreifend zugestimmt hatte – und sich einhellig darüber freut, dass es nun eben doch bald etwas werden könnte mit jener Aufenthaltsqualität an der Altmühl.

Das Zonenkonzept für die Altmühlaue sieht bereits Bereiche etwa für Bewirtung oder Spiellandschaft vor. Diese Planung gibt den Rahmen für die Bürgerbeteiligung vor. Das Konzept für die Bürgerbeteiligung stellten OB Josef Grienberger (Foto unten, Mitte) und Stadtbaumeister Jens Schütte (unten, rechts) gestern im Rahmen einer Pressekonferenz vor. Foto: Zengerle/Grafik: grabner huber lipp

Mit einer Bürgerbeteiligung startet nun das Projekt „Altmühlaue“. Dabei gebe es bewusst keine Denkverbote, wie Grienberger bei der Vorstellung des Zeitplans sagte. Alle Ideen seien willkommen. Grenzen setze allerdings das Areal und natürlich ein gewisser Kostenrahmen. Er hoffe, dass das gesamte Projekt im vorgesehenen Rahmen von ein bis zwei Millionen Euro bleibe. Auch das klingt nicht ganz unambitioniert – schließlich schließt das Projekt mehrere Funktionen mit ein, die auf dem rund 8000 Quadratmeter großen Areal umgesetzt werden sollen: Beispielsweise sollen voraussichtlich im Bereich des Freiwasserparkplatzes neue Toilettenanlagen entstehen. Zudem direkt im Anschluss zudem ein Spielparcours, dazu Fahrradboxen und E-Bike-Lademöglichkeiten, eine Anlegestelle für Kanus, ein Bootsverleih am Herzogsteg, eine Umgestaltung der Parklätze und des Altmühlufers, eine neue Wegeführung und natürlich der Neubau der Gastronomie als Ersatz für die ehemalige „Haifischbar“ – die werde dann aber wohl anders heißen, wie Lars Bender sagt, der als Ansprechpartner für die gastronomischen Bewerber zur Verfügung steht. Das Angebot an Speisen soll auf jeden Fall auch eine regionalen Bezug haben.

Lange vermisst: Die 2018 geschlossene und längst abgerissene Haifischbar (siehe Fotos und Zeitplan oben) war in den Sommermonaten ein beliebter Treffpunkt am Eichstätter „Altmühlstrand“, der nun neu gestaltet werden und vielleicht tatsächlich mehr „Strand“ oder zumindest zum Ufer werden könnte.

Start mit digitaler Bürgerveranstaltung am 19. Januar

Über die Details und die Gestaltung der Flächen können die Gastronomen ebenso wie die Bürger in den nächsten Wochen ein Stück weit mitbestimmen. Start ist eine wegen Corona digital durchgeführte Bürgerinformationsveranstaltung am 19. Januar um 18.30 Uhr, in deren Rahmen die Bürger über die bisherige Planung und den Ablauf der Bürgerbeteiligung informiert werden und Fragen stellen können.

Hier ein Überblick über den Zeitplan der Bürgerbeteiligung, der am 5. Februar und 12. März auch zwei Termine vor Ort sowie zwei Bürgersprechstunden mit dem Oberbürgermeister zum Thema sowie eine weitere digitale Bürgerinformationsveranstaltung am 23. Februar vorsieht:

Grundsätzlich gebe keine „Denkverbote“, so OB Grienberger. Es solle auf jeden Fall ein Ort für alle Bürger, für Jung und Alt sein, wie Grienberger im Kurz-Interview mit ei-live betont (siehe unten). Man freue sich über kreative Ideen, zu denen auch die Kinder im Rahmen eines Malwettbewerbs mit Preisen eingeladen sind. Aber natürlich gebe es auf dem Areal begrenzte Möglichkeiten. Man habe sich bereits wegen bestimmter Dinge mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmt – etwa, was zum Beispiel Ideen aus der Vergangenheit zu zusätzlichen Wasserläufen der Altmühl angehe. Die seien kaum realisierbar, so Stadtbaumeister Jens Schütte. Aber dafür hat man zum Beispiel bereits an eine Ausweitung der Almühl in Form eines Flachwasserbereiches gedacht, wo man die Beine ins Wasser baumeln lassen könne.
Schon im nächsten Jahr könnte das möglich sein – jedenfalls wenn die Bürger sich das wünschen. Welche Ideen sie haben und ob sie realisierbar sind, soll Anfang April der Öffentlichkeit vorgestewllt werden – möglicherweise im Rahmen des Ostermarktes und der offiziellen Einweihung des Herzogstegs, wenn Corona es zulässt. Zur Eröffnung der neugestalteten Altmühlaue 2023 wird dann hoffentlich auch die Pandemie endlich überwunden sein.
OB Josef Grienberger im Kurzinterview zur Bürgerbeteiligung „Almühlaue“:
Der Zeitlan:

Informationen auf eichstaett.de

Alle wichtigen Informationen, Unterlagen und Termine sind stets auf der Homepage der Stadt Eichstätt zu finden: www.eichstaett.de/altmuehlaue. Dort steht auch der Fragebogen für Bürger in digitaler Form zum Download zur Verfügung.

Während des gesamten Prozesses sollen alle relevanten Interessensgruppen miteinbezogen werden, so die Stadt. Das schließe auch individuelle Gespräche mit Anlieger, den Gewerbetreibenden vor Ort (also etwa Gastronomie, Handel, Dienstleistung) und Vertreter der touristischen Angebote (also etwa Bootsverleih) mit ein. Auf sie komme die Stadtverwaltung individuell und frühzeitig zu.

Informationen für Gastronomie

Die bisherige Überplanung des Gebietes sieht, dem Wunsch des Eichstätter Stadtrates folgend, eine Gastronomie auf dem Areal der Altmühlaue vor. Die Stadt Eichstätt sucht deshalb einen gastronomischen Partner, der eine Bewirtung vor Ort realisieren möchte. Interessierte finden alle wichtigen Informationen und die Rahmenbedingungen für eine Interessensbekundung auf www.eichstaett.de/altmuehlaue/gastronomie.

Die Vorgeschichte der Gestaltung der Spitalstadt und des Areals an der Altmühl.

Kindermalwettbewerb

„Wie sieht die perfekte Altmühlaue für dich aus?“ „Was wünscht du dir für deine Altmühlaue?“ Das will die Stadt Eichstätt von den Kleinsten erfahren: Deshalb gibt es begleitend zur Bürgerbeteiligung Altmühlaue einen Malwettbewerb für alle interessierten Kinder. Wie das geht? Ganz einfach: Die Kinder dürfen zeigen, wie Ihre perfekte Altmühlaue aussieht – egal, ob gemalt, gebastelt, gezeichnet, …. Teilnehmen können alle Kinder, unabhängig vom Wohnort, bis zum 12. Geburtstag.

Das Kunstwerk kann dann bis Samstag, 12. März 2022, im Rathausbriefkasten oder in der Ideenbox an der Altmühlaue eingeworfen werden. Kunstwerke, die zum Beispiel nicht in einen Briefkasten passen, können im Vorzimmer des Oberbürgermeisters (Rathaus, Zimmer 101) abgegeben werden. Bitte mit ausgefülltem Teilnahmeformular (steht auf der Homepage der Stadt Eichstätt zum Download) abgeben. Zu gewinnen gibt es Gutscheine für die Eichstätter Spielwarengeschäfte.

Quelle
Stadt Eichstätt
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"