Eichstätt. – Es ist ihnen diesmal wohl ernst mit der Zusammenarbeit. Die Bereitschaft dafür war vielleicht nie so groß – auch weil der Druck unter dem die beteiligten Krankenhäuser stehen, wohl nie so hoch war. Wir bleiben dran, so vielleicht die Botschafteiner gemeinsamen Pressemitteilung gleich zu Jahresbeginn zur Zusammenarbeit in Sachen Krankenhausstruktur und Gesundheitsversorgung in der Region 10. Die Gespräche zwischen den drei Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen sowie der Stadt Ingolstadt zur Zukunft der Krankenhäuser und der Gesundheitsversorgung insgesamt in der Region 10, die im letzten Jahr Fahrt aufgenommen hatten, sollen auch 2022 intensiv weitergeführt werden, wie der Landkreis Eichstätt mitteilt. Das Ziel: vielleicht erstmals eine gemeinsam abgestimmte medizinische Versorgung und deutlich mehr Kooperation statt Konkurrenz wie bisher – sprich: eine „Win-Win-Konstellation“, wie es der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Scharpf nennt.
Nach ersten konstruktiven Gesprächen im Jahr 2021 wollen die Landräte der Region zusammen mit dem Ingolstädter Oberbürgermeister die Gestaltung der zukünftigen Gesundheitsversorgung in der Region 10 vorantreiben. Der Eichstätter Landrat Alexander Anetsberger, in dessen Kreis die Überlegungen zur Neuausrichtung schon am längsten diskutiert werden, zeigte sich zufrieden insbesondere über den letzten Austausch mit seinen Kollegen am 15. Dezember: „Nachdem wir im Herbst 2020 bei uns im Landkreis Eichstätt die Agenda 2030 initiiert haben, ist uns schnell klargeworden, dass wir über unsere Landkreisgrenzen hinausdenken müssen. Es ist gut zu wissen, dass meine Kollegen ebenfalls von der Wichtigkeit eines überregionalen Vorgehens überzeugt sind.“
Derzeit prüfen die vier Gebietskörperschaften, wie und in welchem Umfang mögliche Kooperationen untereinander denkbar sind. Dazu sei zunächst die Abstimmung mit den politischen Gremien erforderlich. Anschließend sind unter dem Arbeitstitel „Initiative Gesunde Zukunft Region 10“ weitere Gespräche geplant, um das konkrete Vorgehen und potenzielle Modelle intensiver zu erörtern. Bis dahin sollen auch offene Fragen, wie zum Beispiel der Verkauf der Neuburger Klinik geklärt sein.
Ein eher vager Zeitplan also – aber wir bleiben dran, so wohl die Botschaft. „Wir alle sind mit denselben großen Herausforderungen im Gesundheitswesen konfrontiert: Zunehmender Fachkräftemangel, medizinische Qualitätsvorgaben, zunehmende Ambulantisierung, geändertes Patientenverhalten und politische Strukturvorgaben stellen uns vor große Aufgaben. Alle sind sich einig, dass sich diese am erfolgreichsten zusammen lösen lassen“, so fasst es Landrat von der Grün aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zusammen.
Konkrete Ergebnisse gab es offiziell bisher nicht zu vermelden, und bis zu einer Einigung dürfte der Weg auch noch lang und steinig sein – schließlich bedeutet eine eingehendere Kooperation sicher auch Verzicht und Einschnitte für alle Beteiligten. Nicht nur in Neuburg wird sich durch den Verkauf der Klinik zwangsläufig etwas ändern. Auch im Landkreis Eichstätt hatte man in der letzten Kreistagssitzung im Dezember bereits beschlossen, einen der beiden Krankenhausstandorte in Eichstätt und Kösching nicht mehr als Akutkrankenhaus, sondern in abgespeckter Form weiterzuführen.
Ähnliche Einschnitte drohen unter dem hohen Druck für die Krankenhäuser, der durch die Coronapandemie sicher nicht kleiner geworden ist, auch den anderen Landkreisen – und letztlich wohl auch der Stadt und dem Klinikum Ingolstadt als zentral gelegenem Schwerpunktkrankenhaus, das zudem die Generalsanierung stemmen muss. Auch die Krankenhausplanung des Freistaats Bayerns und des Bundes werden angesichts einer drohenden Kostenexplosion sowie dem Fachkräftemmangel wohl weiter in Richtung Spezialisierung und Ambulantisierung der Versorgung gehen. Sprich: Alle Beteiligten müssen sich auf Veränderungen einstellen. Doppelstrukturen, wie sie die Kliniken im Naturpark Altmühltal mit den beiden Kreiskliniken im Landkreis Eichstätt haben, aber auch in der Region 10 wird man sich auf Dauer nicht leisten können.
Grundsätzlich müsse auf Dauer vor allem eine zuverlässige und qualitativ hochwertige Gesundheits- und Notfallversorgung in der Region sichergestellt sein, so der Tenor unter den Politikern. Momentan stünden die Kliniken der Landkreise und der Stadt Ingolstadt vielfach in einem Wettbewerb um Patienten und Fachkräfte. Ziel sei es, genau das zum Wohle der Menschen in der Region zu ändern.
Es geht um ein effektives Gesundheitsnetzwerk, das alle Menschen in der Region auch zukünftig bestmöglich versorgt.
Christian Scharpf, Ingolstädter Oberbürgermeister
„Die Gespräche haben eine Win-Win-Konstellation zum Ziel. Es geht um ein effektives Gesundheitsnetzwerk, das alle Menschen in der Region auch zukünftig bestmöglich versorgt. Aus meiner Sicht ist daher klar: Die Zukunft der Gesundheitsversorgung in der Region 10 gelingt vor allem gemeinsam“, betont der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Scharpf abschließend.
Der Pfaffenhofener Landrat Albert Gürtner betont, dass die Überlegungen nicht an den Grenzen der Region 10 enden: „Wir haben bereits im Jahr 2020 ein medizinisches Zukunftskonzept für unsere beiden Kliniken in Pfaffenhofen und Mainburg mit unseren Partnern aus dem Landkreis Kelheim auf den Weg gebracht. Nun gilt es, weitere Schritte zu einer regionalen Zusammenarbeit auf den Weg zu bringen. Die Eckpfeiler dazu sollen in Pfaffenhofen im Aufsichtsrat der Ilmtalklinik GmbH und den Kreisgremien diskutiert werden. Mit einem dann abgestimmten Vorschlag wird sich selbstverständlich auch der Landkreis Pfaffenhofen einem gemeinsamen Weg nicht verschließen“, kündigt er an.