Das gibt es nicht oft: Sowohl die erste, als auch die zweite Mannschaft des FC Bayern verloren am selben Wochenende – beide auswärts gegen bayerische Mannschaften: Die einen gestern Abend 2:1 beim FC Augsburg, die anderen heute in Eichstätt. Mit 3:1 gewann der VfB Eichstätt gegen den FC Bayern München II, der zwar insgesamt wie erwartet mehr vom Spiel hatte, aber in keiner Phase seiner klaren Favoritenrolle gerecht wurde. Wie beim 3:0-Erfolg im Grünwalder Stadion am 2. November 2018 schlugen die Grünweißen eiskalt zu und verdienten sich den bisher zweiten Sieg gegen die „kleinen Bayern“.
Bayern bestimmte zu Beginn das Spiel. Die erste Torchance aber hatte der VfB: Nach einer Balleroberung durch Philipp Federl und Dominik N’gatie, den VfB-Trainer Markus Mattes als quirligen Konterstürmer aufgestellt hatte, eroberten gemeinsam den Ball und schwärmten sofort aus. N’gatie flankte aus dem Halbfeld in den Strafraum auf den durchgestarteten Federl, der den Ball aber in Bedrängnis deutlich neben das Tor setzte (8.). Bayern spielte zunächst gefällig, fand aber nicht das Rezept, um den gut zugestellten Topstürmer Gabriel Vidovic oder Oliver Batista Meier, der auch schon bei der ersten Mannschaft des Rekordmeisters Profiluft geschnuppert hat, einzusetzen.
Batista Meiers Klasse blitze in der 19. Minute kurz auf, als er einen Freistoß aus gut 20 Metern an das Lattenkreuz setze – fast das 0:1. Die Gastgeber aber wurden nun mutiger, machten den kleinen Bayern weiter mit aggressivem Spiel und guter Tiefenstaffelung das Leben schwer und setzten auf dem schwierigen Geläuf auch immer wieder nach vorne erfolgreich nach – etwa nach 20 Minuten, als der untersetzte N’gatie seinen Körper am Strafraum clever gegen den großgewachsenen Jamie Lawrence einsetzte und beinahe zum Abschluss gekommen wäre, während Lawrence per Grätsche gerade noch Schlimmeres verhindern konnte.
Schröders Elfmeter sichert Pausenführung
Die mitgereisten Bayernfans sorgten für Stimmung, ihre Mannschaft aber tat sich weiter schwer. „Auf geht’s, Bayern schieß ein Tooor!“, sangen sie – das Tor aber machte der VfB Eichstätt. Der erneut etwas staksig agierende Lawrence traf bei einem ungeschickten Klärungsversuch nach einer Hereingabe von der linken Seite seinen Gegenspieler im Strafraum. Den fälligen Strafstoß verwandelte Ralf Schröder halbhoch zum 1:0 ins linke Eck (40.). In der 45. Minute dann endlich einmal wieder eine Torgelegenheit für die Münchner per Kopfball nach einer Ecke. Aber VfB-Torhüter Felix Junghan hatte letztlich keine große Mühe, den Ball zu parieren. Und so ging es mit der knappen, aber letztlich für die gut organisierten Grün-weißen nicht unverdienten Führung in die Pause – im Hinspiel in München hatte es in der Halbzeit bereits 5:1 für die kleinen Bayern gestanden.
Wechselbad der Gefühle nach der Pause
Doch kurz nach der Pause war Bayern da: Einen herrlichen Diagonalball von Taylor Anthony Booth nahm der eingelaufene Flügelflitzer Christopher Scott wenige Meter vor dem Tor gekonnt an und versenkte den Ball aus zentraler Position unhaltbar flach ins rechte Eck (47.). Doch der VfB ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern schlug seinerseits zurück: Nach einem Freistoß aus zentraler Position konnte Bayern-Torhüter Manuel Kainz zunächst einen Schuss noch abwehren, doch der in der ersten Halbzeit für den verletzten Florian Lamprecht eingewechselte Tobias Stoßberger stand nicht nur sträflich frei, sondern auch goldrichtig und versenkte den Nachschuss aus kurzer Distanz quasi „durch die Hosenträger“ des Torhüters mittig zur erneuten Führung für den VfB: 2:1 (50.).
Nun wurde es hektischer. Bayern rannte wütend an, dem VfB eröffneten sich Konterchancen. In der 57. verpasste Bayern dann das schon fast sichere 2:2: Nach einer Flanke von der linken Seite kam Armindo Sieb im Strafraum kurz vor dem Tor zum Kopfball, Junghan war schon geschlagen, doch für ihn klärte die Latte, weil Sieb den Ball zu hoch ansetzte. In der 60. war es erneut der zur Halbzeit eingewechselte Sieb, der nach einer Flanke von rechts seinen Kopfball zu zentral platzierte, sodass Junghan keine Mühe hatte.
Federl steigt am höchsten
Der Druck der Gäste wurde nun größer. In der 68. Minute hatte Kern die gute Möglichkeit zum Ausgleich, zielte aber aus 16 Metern zu ungenau – wieder war Junghan zur Stelle. Auch weitere Schusschancen der Gäste wie durch Booth aus 22 Metern (72.) wurden letztlich nicht wirklich gefährlich. Stattdessen machte erneut der VfB das Tor: Nach einer Ecke von der rechten Seite stieg Federl am höchsten und erzielte per wuchtigem, aber durchaus haltbarem Kopfball ins lange Eck sein bereits zwölftes Saisontor – und das letztlich vorentscheidende 3:1 (83.).
Bayern versuchte noch einmal alles und kam in der 84. Minute durch einen Kopfball des eingewechselten Nemanja Motika aus acht Metern noch beinahe zum Anschlusstreffer, doch Junghan lenkte den Ball zur Ecke. Auch in den folgenden Szenen brannte es lichterloh im Eichstätter Strafraum. Über die gesamten 90 Minuten aber erwiesen sich die Gäste letztlich als zu harmlos. Der VfB Eichstätt zeigte sich dagegen gut organisiert und schaffte es, der bis vor dem Spiel mit 69 Treffern besten Offensive der Liga weitestgehend den Zahn zu ziehen und selbst immer wieder erfolgreich Nadelstiche zu setzen. Und so konnte nach dem Schlusspfiff kräftig gefeiert werden.
Mit neuem Selbstvertrauen nach Pipinsried
Nach einer schwächeren Phase landet der VfB Eichstätt damit ausgerechnet gegen die kleinen Bayern einen durchaus verdienten Überraschungserfolg – und enorm wichtigen Sieg, der der Mattes-Elf nun wieder deutlich Luft nach hinten verschafft und mit dem man sich vorerst im Mittelfeld der Tabelle festsetzt. Für die Münchner dagegen verheißt die Niederlage nichts Gutes: Weil Rivale SpVgg Bayreuth bereits gestern in Burghausen gewonnen hatte, beträgt der Rückstand der Münchner auf Platz eins nun bereits fünf Punkte. Die Eichstätter können dagegen nun mit Selbstvertrauen zum Erzrivalen nach Pipinsried reisen, in dessen Reihen mehrere Ex-Eichstätter spielen. Wegen diverser Wechsel hatte es vor der Saison auch Verstimmungen zwischen beiden Vereinen gegeben – sicher nicht die schlechteste Motivationshilfe. Stephan Zengerle
VfB Eichstätt: Junghan – Lamprecht (30. Stoßberger), Akmestanli, Waffler, Graßl – Fiedler, Kraus – Schröder, Pirner (90. Oehler), Federl – N’gatie (71. Neumayer)
FC Bayern München II: Kainz – Brückner (46. Aydin), Feldhahn (74. Copado), Lawrence (46. Arrey Mbi), Fust (64. Motika) – Scott, Booth, Kern, Welzmüller (46. Sieb), Batista Meier – Vidovic
Schiedsrichter: Elias Tiedeken (TSV Neusäß)
Tore: 1:0 (40.) Ralf Schröder, 1:1 (47.) Christopher Scott, 2:1 (50.) Tobias Stoßberger, 3:1 (82.) Philipp Federl
Besondere Vorkommnisse: Nicolas Feldhahn erhält auf Münchner Seite auf der Auswechselbank die Gelb-Rote Karte kassierte (87.)
Gelbe Karten: VfB: Graßl, Fiedler, Pirner, Neumayer – München: Lawrence, Motika, Aydin, Batista Meier, Taylor Booth
Zuschauer: 920