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Ein Hauch von Biennale

Der Kunstherbst „Stadt Land Kunst“ lockt zahlreiche Besucher an – Positive Effekte für Stadt und Kunstszene

Kunst in vielen Facetten war bei Stadt.Land.Kunst in den  Eichstätter Ateliers und Galerien, aber auch wie hier vor dem Bahnhopfsgebäude im Freien zu sehen.

Von einem „Highlight für die Kunstszene“ und vor allem für die gesamte Bevölkerung sprach Shoshanna Ahart. Die Rede war von der dreitägigen Kunstausstellung „Stadt.Land.Kunst“, an der sie und ihr Mann Andreas Karlstetter sich mit ihrem Atelier beteiligt hatten – und die am ersten Oktoberwochenende zahlreiche Besucher in ihren Bann schlug. An vielen Stellen präsentierten Künstler ihre Werke, und das Ganze wurde noch garniert mit Musik.

Von Alona Bartenschlager

Angelika Süß neben Hubert Klotzeck und Georg Fieger, eine der Organisatoren des Gemeinschaftsprojekts, beschreibt die schwierige Ausgangslage: „Durch die Corona-Beschränkungen haben sich viele Menschen zurückgezogen und sich gesagt: ,Es geht ja auch so’.“ Dem wollten die Eichstätter Kunstschaffenden etwas entgegensetzen. Corona war natürlich ein Thema bei den Vorbereitungen, denn es stellte sich die Frage, was erlaubt sein würde und welche Auflagen zu beachten wären. So durften nur Genesene, Geimpfte und Getestete die Areale und Räumlichkeiten betreten. Allerdings reichte es, sich einmal registrieren zu lassen. Danach musste man nur noch ein Armband mit einer Nummer herzeigen. Das war einer der „Synergieeffekte“ einer solchen gemeinsamen Veranstaltung der Kunstschaffenden, von denen Angelika Süss ebenfalls sprach. Andere sind zum Beispiel die Versicherungspolicen, die nicht jeder Künstler individuell abschließen musste, sondern die pauschal für die gesamte Veranstaltung galten. Das alles sind jedoch Details, von denen die Besucher nicht viel mitbekamen.

Diese genossen vielmehr das Flair, das von den zahlreichen Kunstprojekten und Ausstellungsräumen ausging. „Die Leute kommen, und es verbreitet sich sofort gute Laune“, freute sich auch Süss. Auch das Wetter spielte mit. Ein Hauch von Biennale di Venezia schwebte über der Domstadt – auch wenn der Vergleich mit der weltberühmten venezianischen Kunstschau, die ja für ihre südländische Ausstrahlung bekannt ist, sicher an vielen Stellen hinkt. Die Kunstpädagogin Angelika Süß stellte selbst am Bahnhofsplatz aus und hebt dabei den Austausch der Künstler untereinander hervor, der ebenfalls immens wichtig sei.

Eröffnung vom Rathausbalkon

Der Kulturherbst war am Freitag vom Rathaus-Balkon aus eröffnet worden, der mit dem Banner von „Stadt.Land.Kunst“ geschmückt war. Die zweite Bürgermeisterin Elisabeth Gabler-Hofrichter stellte, untermalt von Blechbläsern, die Aktion vor. Möglich war das auch durch Fördergelder geworden, die die Stadt Eichstätt um Beate Michel aus einem Sondertopf für die Innenstädte in der Coronazeit beantragt hatte – weitere Aktionen sollen im Kulturherbst folgen.

Aus dem Blick waren Kunst und Kultur lange in der Coronazeit. Umso schöner fanden nicht nur die Besucher, sondern auch die Künstler um Mitorganisatorin Angelika Süß (Foto unten) das gemeinsame Auftreten bei der „Eichstätter Biennale“.

Verteilt auf etwa 30 Orte gab es Kunst zu erleben; vieles davon fand unter freiem Himmel statt. Am Bahnhofsplatz, aber auch in der Bahnhofshalle waren zahlreiche Plastiken, darunter Großplastiken ausgestellt. Dabei zeigte Ariana Keßler künstlerisch gestaltete Baumscheiben. Sie stammen von einer fast 100 Jahre alten Eiche nahe Breitenfurt. Was Ariana Keßler allerdings im Rahmen von „Stadt.Land.Kunst“ bedauerte, war das Fehlen von Kunsthandwerkern wie Willi Eisenhart.

Kunst in den Altmühlauen und Musik zum Ausprobieren

Rupert Fieger bereicherte den Ort der ehemaligen Schrebergartenanlage an der Altmühl. Wieland Graf platzierte seine Objekte, die sich mit biblischer Geschichte auseinandersetzen, vor der Frauenbergkapelle. In der Predigt während des Gottesdienstes wurde auf diese Installationen Bezug genommen. Eine Mischung aus Musik und flüchtigen Lichtbildern boten Hubert Klotzek und Bernhard Hollinger. Die Galerie Bildfläche war ausgefüllt mit unterschiedlichen Synthesizer, die miteinander gekoppelt waren und an denen sich das Duo „Hotzeck“ – eine Fusion aus Klotzeck und seinem Kollegen Markus Homeier – austobte. Verstärkt wurde der Eindruck der elektronisch erzeugten Musik mit Lichtbildern, die durch den Raum flackerten.

Auch die Buchhandlung Cebulla, die Galerie am Kapellbuck, die Lithographie-Werkstatt von Li Portenlänger, das Schmuckatelier von Susanne Wein oder das Domschatz- und Diözesanmuseum erfreuten sich des regen Interesses. Das Publikum konnte durch die Stadt schlendern, einen Kunstgenuss nach dem anderen erleben und fand zwischendrin Zeit für leibliche Genüsse. Ein Höhepunkt war sicher eine Serenade am Freitag im von Kerzen beleuchteten Mortuarium.

Im Mitmach-Atelier herrschte – im wahrsten Sinne des Wortes – ein buntes Treiben. Fotos: Bartenschlager

„Mitmach-Atelier“ Besuchgermagnet für Jung und Alt

 Als Magnet erwies sich das „Mitmach-Atelier“ in der Pfahlstraße 27. Eigentlich vor allem für Kinder gedacht, die hier ihrer künstlerischen Ader freien Lauf lassen können, entwickelte sich dieses Projekt als Experimentierraum für Jung und Alt. Die Stadt Eichstätt hat diese Räumlichkeiten übrigens für den gesamten Oktober zur Verfügung gestellt. Kinder könnten ihre Kreativität frei entfalten, berichtete Eva Bergmann. Sie werden dabei angeleitet. Es gibt sogar eine Kurse die Jungs und Mädchen. Es sei auch angedacht, einen Automaten eigens für Kinderkunst aufzustellen, ähnlich dem, der in Eichstätt bereits für Erwachsene existiert. Dort könnten die Werke der jungen Künstler dann erworben werden – eine Idee, die als eine Art Coronahilfe entstanden war.

Die Werke des Eichstätter Fotoclubs sind in der Notre Dame zu bewundern. Das aktuelle Motto lautet „Details“. Die Besucher sind aufgefordert, ihren Blick auf das Kleine zu richten und so die Botschaft aufzunehmen, mit wachen Augen durch die Welt zu gehen. Die Makro- und Nahaufnahmen enthüllen dabei Details, die sonst nicht wahrgenommen würden.

Stadt.Land.Kunst als feste Einrichtung?

Im Atelier Ahart herrschte ebenfalls emsiges Treiben. Hier konnten die Gäste zwischen den mit hartem Stift erzeugten Dinosaurier-Zeichnungen von Andreas Karlstetter und den weichen Pastellbildern von Shoshanna Ahart schwelgen. Die Malerin zeigte sich sehr begeistert von dem „Stadt.Land.Kunst“-Projekt. „Ich könnte mir vorstellen, das jedes Jahr durchzuführen“, sagte sie. Damit weiß sie sich im Einklang mit Angelika Süss oder Hubert Klotzeck, die ebenfalls daran denkt, diese Veranstaltung fest im Terminkalender zu verankern, aber vielleicht alle zwei Jahre. Dann wäre es noch ein Stück mehr eine „kleine Biennale“ in Eichstätt.

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