Wie viele Stockwerke hat eine Wiese? Und warum würde eine Welt ohne Insekten ziemlich stinken? Wer das nicht weiß, braucht nur einen Dollnsteiner Erstklässler zu fragen. Diese Kinder sowie die Buben und Mädchen der Arbeitsgemeinschaft „Natur erleben“ sind jetzt wahre Wiesen-Experten dank der Mitmach-Pakete des Naturpark Altmühltal e.V., mit denen sie den Sommer über den Lebensraum Wiese erforscht haben.
Die Pakete sind ein Teil des Leader-Projekts „Der Naturpark Altmühltal blüht auf“, durch das seit 2019 zahlreiche insektenfreundliche und artenreiche Blühwiesen entstanden sind (siehe Infokasten). Eigentlich war geplant, dass die Ranger des Naturpark Altmühltal die Grundschulen der teilnehmenden Gemeinden besuchen und mit einer Klasse auf einer der neuen Wiesen auf Entdeckungsreise gehen. Doch Corona machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Das Wiesen-Wissen sollte aber trotzdem zu den Kindern kommen – und so entstand die Idee der Wiesen-Kisten zum Selbermachen.
Die Schulen wurden angeschrieben und konnten sich bei Interesse eines dieser Naturpark-Mitmach-Pakete zuschicken lassen. Sorgfältig vorbereitet und gepackt wurden sie von den Rangerinnen Jessica Sonnenschein und Ann-Katrin Frisch sowie von Projektleiterin Christa Boretzki und mit Hilfe der Naturpark-Praktikanten Tassilo Eifler und Nicola Quaresimin. Für insgesamt 15 Grundschulen, darunter eben auch die Bürgermeister Wagner-Grundschule Dollnstein, wurde je eine Kiste gefüllt: mit Bestimmungshilfen für Pflanzen und Tiere auf der Wiese, mit Arbeitsblättern und Samentütchen. Auch kreativ werden konnten die Kinder. Dafür gingen kleine Holzbrettchen zum Bemalen und Gestalten oder die „Wiesenpalette“, auf die Blüten geklebt werden konnten, mit auf die Reise. Ein Skript mit vielen weiteren Bastel- und Spielanleitungen gehörte ebenfalls zur Wiesen-Kiste.
Dank des Kisteninhalts und der Zeit auf der Blühwiese erfuhren die Kinder zum Beispiel den Wert von artenreichen Wiesen im Unterschied zum kurz geschnittenen Rasen. Sie lernten, wie man selbst eine Wiese anlegen kann und dass in der Gemeinde etwas für den Artenschutz getan wird. Den Erstklässlern der Grundschule Dollnstein, die zusammen mit den Zweitklässlern der Arbeitsgruppe „Natur erleben“ mit der Kiste unterwegs waren, hat dieses nachhaltige Wissen jede Menge Spaß gemacht. Die Sensibilisierung für den Naturschutz spielt an ihrer Schule eine besondere Rolle – schließlich gehört sie zu den Naturpark-Schulen im Naturpark Altmühltal. Auch die Blühwiese selbst wurde vor rund zwei Jahren mit Unterstützung des Landschaftspflegeverbands Eichstätt von Schülern angelegt: Hier wachsen also viele kleine Wiesen-Experten heran.
Mit dem Leader-Kooperationsprojekt „Der Naturpark Altmühltal blüht auf“ bringt der Naturpark Altmühltal seit 2019 die Natur zurück in die Ortschaften. 28 Gemeinden beteiligen sich daran. Im Zuge des Projekts haben die jeweiligen Bauhofmitarbeiter, die dementsprechend geschult wurden, bereits 60 artenreiche Wiesen und Wiesensäume mit gebietsheimischem Saatgut angelegt; zudem informieren Tafeln und Flyer darüber. Auch Samentütchen für eine blühende Wiese zu Hause wurden verteilt. Im Mai dieses Jahres hat Biologe Martin Weiß, Berater des Projekts, die Wiesen das letzte Mal begutachtet und mit den Verantwortlichen die Pflege besprochen. Dazu gehört etwa, dass Wiesen in der Regel zweimal pro Jahr gemäht werden oder das hartnäckige Unkräuter wie der Ampfer im Blick behalten werden. Das Fazit des Biologen: Die Flächen haben sich gut entwickelt und sind viel artenreicher geworden. Inzwischen wachsen hier auch Margeriten, Salbei, Wiesenbocksbart, Königskerze oder Natternkopf, die viele Insekten anlocken. Das Projekt läuft noch bis zum 31. August 2021, die Blühflächen bleiben jedoch über diesen Zeitraum hinaus dauerhaft bestehen.
Mehr Informationen gibt es auch auf der Internetseite des Naturparks: www.naturpark-altmuehltal.org/bluehender-naturpark