Homeoffice und Fernarbeit – nie waren sie präsenter als in der Coronazeit. Und so hat sich die Eröffnung des neuen Eichstätter Coworking Space „Oaktown Office“ zwar durch Corona und Lieferschwierigkeiten bei der Inneneinrichtung ein wenig verzögert, liegt aber andererseits voll im Trend. Auch wenn die offizielle Eröffnung noch aussteht – die ersten Mieter sind bereits eingezogen. Wir haben den ersten Mieter und die Oaktown-Gründer besucht.
Noch sitzt Bastian Hiller allein in seiner neuen Arbeitsumgebung an jenem Tag Mitte Juli. Aber das ist ja nicht Sinn der Sache – schon bald soll hier alles voll sein und vor Betriebsamkeit und Kreativität nur so strotzen. Ganz so, wie sich das für einen Coworkingspace wie das „Oaktown Office“ gehört. Denn genau darum geht es in solchen geteilten Arbeitsumgebungen, in denen sich Menschen einmieten, die sonst vielleicht in einem Unternehmen oder im Homeoffice zu Hause arbeiten würden: Büroluft schnuppern.
Für Angestellte klingt das vielleicht immer noch ein wenig seltsam, schließlich sehnen sich viele im Büroalltag danach, den Arbeitsplatz nach Feierabend wieder verlassen zu können. Aber in der Coronazeit haben viele eben auch plötzlich von zu Hause aus gearbeitet, haben Meetings durch Videokonferenzen ersetzt und dabei gemerkt, dass es auch viele Vorteile hat, wenn man Arbeit und Privates räumlich trennen und sich mit anderen austauschen kann – wenn man eben ein wenig Büroluft schnuppern kann.
Für Selbstständige und Digitalunternehmer wie für Bastian Hiller ist das schon immer so. Sein Büro ist dort, wo er und seine internetfähigen Geräte sind – also im Prinzip überall. Und so ist auch seine Firma „Teejit“ aufgestellt, die sehr erfolgreich E-learning und digitales Wissensmanagement für Kunden in der Tourismusbranche anbietet: Erst neulich hat er eine Mitarbeiterin gebeten, sie müsse mit ihm zu einem Kundentermin kommen. Sie: „Du sorry, schaff ich nicht.“ Er: „Ach komm schon, dauert nicht lange. Ich brauch dich.“ Sie: „Wird schwierig. Ich bin gerade im Ausland. ;-).“ Er: „Ok, könnte knapp werden – viel Spaß!“ So in etwa verlaufen immer wieder Dialoge in der heutigen Arbeitswelt – nicht nur bei digitalen Start-ups.
Bertelsmann-Stiftung legt nachhaltiges Umdenken in Arbeitswelt nahe
Die Mitarbeiter kommunizieren und kooperieren eng über Telefon oder Messagingdienste – aber von wo aus sie das tun, spielt heute nicht nur in einem Digitalunternehmen wie Teejit keine Rolle. Auch große Konzerne haben spätestens in der Coronakrise gesehen, dass Homeoffice auch in größeren Unternehmen funktioniert und dass es sogar leistungsfördernd sein kann, wenn die Mitarbeiter sich auf ihre Arbeit konzentrieren – das bestätigen auch die Ergebnisse einer Bertelsmann-Studie im Coronajahr 2020: 85 Prozent der Befragten gaben darin an, dass Corona Homeoffice, mobiles Arbeiten und alternative Arbeitsformen etablieren und digitale Kommunikationstools zum allgegenwärtigen Arbeitsmittel werden lasse.
92 Prozent gingen zudem davon aus, dass die Krise die digitale Transformation in Unternehmen beschleunigen, die digitale Kommunikation mit den Kunden fördern und sowohl die räumliche wie auch die zeitliche Verteilung der Arbeit sich auch langfristig an den in der Krise neu etablierten Standards orientieren werde. Dem Vorurteil, dass die weitgehend isolierte Art des Arbeitens zu verminderter Arbeitsleistung führe, begegneten 87 Prozent der Befragten, indem sie sagten, dass im Homeoffice oder mobilen Office mindestens gleich viel, wenn nicht sogar mehr gearbeitet werde, so das Fazit der Studie.
Eine ideale Arbeitsumgebung für ein solches mobiles Office oder eben für Einzelunternehmer, die ohnehin keine Kollegen haben, aber sich dennoch gerne mit anderen Kreativen und Gleichgesinnten austauschen wollen, bieten Coworkingspaces – so wie in Eichstätt nun eben auch das Oaktown Office. Spätestens bei ihrem Besuch 2019 im Silicon Valley hatten Thomas Hirsch und Markus Meier, selbst Unternehmer, erlebt, wie die digitale Arbeitswelt dort aussieht – und schon war die Idee für das „Oaktown Office“ geboren.