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Ein weißer Fleck weniger

Als erste Kommune errichtet Eichstätt Mobilfunkmast aus bayerischem Förderprogramm

„Ich habe gerade keinen Empfang“, sagt Oberbürgermeister Josef Grienberger noch vor dem Gespräch beim Blick auf sein Handydisplay – und hat damit im Prinzip schon alles gesagt. Denn den anderen Anwesenden geht es nicht anders, und genau deswegen sind sie hier bei diesem Ortstermin nahe Buchenhüll. Nicht nur für die Bewohner des Eichstätter Ortsteils, sondern auch für die vielen Autofahrer auf der Jurahochstraße zwischen Eichstätt und der A9 war es immer wieder ein Ärgernis: Das Funkloch, das sich hier unsichtbar in der Landschaft rund um Buchenhüll versteckt. Damit soll aber nun bald Schluss sein. Vielleicht noch in diesem Jahr werde sich „dieser weiße Fleck“ schließen, wie Regierungspräsident Axel Bartelt von der Regierung der Oberpfalz ankündigt. Dafür soll bald ein 45 Meter hoher Funkmast sorgen, der „möglicherweise noch im Spätherbst“ errichtet werde, wie auch Christian Schilling, Leiter Politische Kommunikation von Vodafone in Bayern, bestätigt.

Nicht nur die rund 300 Buchenhüller, sondern insgesamt 1000 Haushalte mehr in Bayern, die durch den neuen Mobilfunkmast einen deutlich besseren Handyempfang bekommen oder ganz aus einem Funkloch herausgeholt würden – so die Botschaft des Treffens am zukünftigen Standort direkt neben der Gasstation bei der zweiten Ortseinfahrt an der Jurahochstraße. Viele weitere sollen durch das Förderprogramm folgen, das speziell im ländlichen Raum helfen soll, wo die Finanzierung sonst schwierig sei, wie Schilling erklärt. Denn allein die Errichtung eines solchen Funkmastes mit unterschiedlichen Mobilfunkstandards koste in diesem Fall rund 250.000 Euro – oft noch weit mehr. Hinzu kämen weitere Kosten sowie der Unterhalt.

Ein weißer Fleck weniger
Gestopftes Funkloch: Peter Puchtler von der Stadt Eichstätt, Herbert Benker vom mit der Planung beauftragten Ingenieurbüro Tele Plan, Andreas Spreng von der Stadt Eichstätt, Heidrun Benedikter von Vantage Towers/Vodafone, Peter Schilling, Senior Referent Public Affairs bei Vodafone, Axel Bartelt, Regierungspräsident der Oberpfalz, der Eichstätter OB Josef Grienberger und Bürgermeisterin Martina Edl sowie Stadtbauamtsleiter Jens Schütte beim Ortstermin am Standort des geplanten Funkmastes. Fotos: Zengerle

„Wir werden also am Ende Gewinn machen“

Das Mobilfunkförderprogramm Bayern, dass bei der Regierung der Oberpfalz in Regensburg angesiedelt ist, unterstützt die Errichtung solcher Masten daher mit bis zu 500.000 Euro. Die Förderung beträgt dabei 80 Prozent. Die übrigen 20 Prozent trägt in diesem Fall die Stadt Eichstätt – allerdings als eine Art „Vorfinanzierung“, die nach sieben bis acht Jahren wieder hereingeholt sei, wie Peter Puchtler sagt, der das Projekt als IT-Experte für die Stadt Eichstätt betreut. Danach werde die Stadt den Mobilfunkmasten wohl verkaufen, kündigen auch der Eichstätter Oberbürgermeister Josef Grienberger und Bürgermeisterin Martina Edl an. „Wir wollen schließlich kein Mobilfunkmastbetreiber werden. Wir werden also am Ende Gewinn machen“. Der Verkauf dürfte dann bereits an Vantage Towers erfolgen, die Infrastrukturtochter von Vodafone, die die Funkmasten betreibt.

Diese indirekte Art der Finanzierung von Mobilfunkinfrastruktur geht auch auf eine EU-Richtlinie zurück, die eine direkte Subventionierung an die Mobilfunkbetreiber untersagt. Die kooperieren inzwischen bei Aufbau und Nutzung solcher Masten – auch als eine der Auflagen aus der jüngsten Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen, in deren Rahmen sich die Mobilfunkgesellschaften auch zu einem entsprechenden Ausbau verpflichtet haben. Er wünsche sich, dass auch die anderen Telekomanbieter den Masten hier nutzten, denn nur dann würden alle Handynutzer davon profitierten, so Bartelt.

954 Gemeinden in Bayern mit „weißen Flecken“

Dass auch im Freistaat noch viel zu tun ist, zeigt die Tatsache, dass nicht weniger als 954 Gemeinden in Bayern mit sogenannten „weißen Flecken“ im Mobilfunkprogramm antragsberechtigt sind. Rund zwei Drittel davon hätten seit dem Start des Programms im Dezember 2018 bereits Interesse bekundet. 353 Gemeinden hätten inzwischen eine eigenwirtschaftliche Verbesserung angekündigt, 99 haben wie die Stadt Eichstätt bereits eine Förderzusage erhalten.

Als eine von zwei Kommunen in Bayern hat Eichstätt neben Immenstadt im Allgäu inzwischen auch die unterschriebene Baugenehmigung – das natürlich auch, weil die Stadt hier selbst die Genehmigungsbehörde sei, wie OB Grienberger grinsend zugibt. Dennoch sei man froh, dass es jetzt alles so schnell gegangen sei, und sei mit Puchtler und der IT-Gruppe in der Verwaltung auch weiter dabei, solche Lücken in der Versorgung zu schließen. Als IT-Standort und Hightechland brauche Bayern möglichst flächendeckend schnelles Internet und eine gute Mobilfunkversorgung.

Insofern ist man auch glücklich darüber, dass es keine Bürgerinitiative gegen den Mobilfunkmasten gegeben hat wie bisweilen anderswo. Aber da sei es ein wenig wie mit den Windrädern, sagt Bartelt: Die Bürger erwarteten oft eine Rundumversorgung, aber die Konsequenzen sollten dann immer andere Leute anderswo tragen. „Das geht eben nicht immer.“ Aber die Akzeptanz nehme zu. Denn jedem sei inzwischen klar, dass es ohne Handynetze in Zukunft schwierig werde.

Ein weißer Fleck weniger

„Die neue Station wird auch mit den modernen Mobilfunktechnologien LTE und 5G ausgestattet. Dank LTE können die Bürger künftig mit ihrem Smartphone telefonieren, im Internet surfen und mobile Datendienste nutzen. Die Technologie 5G wiederum wird für zahlreiche Branchen und Industrien neue Produkte mit sich bringen und unseren Alltag in vielen Bereichen lebenswerter macht – etwa durch vernetzte Autos, die miteinander kommunizieren und sich gegenseitig vor Gefahren warnen“, erklärt Peter Schilling. Spätestens, wenn das autonome Fahren in Deutschland nicht Stückwerk bleiben soll, werden sich solche Lücken wie an der Jurahochstraße bei Buchenhüll ohnehin schließen müssen. Bis 2024 werde das weitestgehend passiert sein, sagt Schilling.

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