Der Kader des VfB Eichstätt für die kommende Saison nimmt langsam Formen an: Fabio Pirner schließt sich ab sofort dem VfB Eichstätt an und wird in der kommenden Saison das grün-weiße Trikot tragen, wie der VfB vor dem Totopokalhalbfinale des VfB Eichstätt morgen Abend beim FV Illertissen (19 Uhr) bekannt gab. Dennoch gibt es noch einige Baustellen im Kader von Trainer Markus Mattes – zumindest, wenn man auch in der Regionalliga Bayern wieder eine ähnlich gute sportliche Rolle wie in den letzten Jahren spielen möchte. Doch im Hintergrund wird hart an Optionen gearbeitet – und auch der „Nach-EM-Effekt“ könnte dem VfB Eichstätt dabei helfen.
Derzeit sieht es personell noch recht dünn aus. Die Sorgen werden auch morgen beim Spiel gegen Illertissen nicht kleiner sein, als zuletzt schon beim 0:1-Sieg am Freitagabend beim SV Wacker Burghausen im Viertelfinale. Nicht nur im Stadion vor Ort, sondern auch im Livestream aus der Ferne konnten die Zuschauer verfolgen, dass beim Gastspiel in Burghausen beim VfB spielerisch und vor allem in der Offensive noch allerhand Luft nach oben war. Kein Wunder: Mattes gerade einmal drei Feldspieler auf der Auswechselbank zur Verfügung, von denen einer zudem Co-Trainer Florian Grau war. Zudem stand mit Jakob Zitzelsberger ein Spieler in der Startelf, der den Verein noch verlassen wird. Ob er auch morgen auflaufen kann, war zunächst noch fraglich. „Mal sehen, ob bis Dienstagabend die Spielgenehmigung eintrudelt“, hatte Mattes im Vorfeld den Medien gesagt. „Es hat sich nicht viel geändert. Personell ist es weiter dünn.“ Denn neben dem kranken Marcel Jasmann ist ein weiterer Spieler angeschlagen. Dennoch: Defensiv stand die Mannschaft gegen Burghausen bereits gut und gewann das Spiel gegen feldüberlegene, aber letztlich auch ideenlos anrennende Gastgeber durch ein Tor von Markus Waffler gewonnen.
Handlungsbedarf in der „Konsolidierungsphase“
Ob in Illertissen ein ähnliches Kunststück gelingt, bleibt abzuwarten. „Der Druck liegt eher beim Gegner, nicht nur aufgrund des Heimrechts. Wir nehmen den gerne mit, wenn ein Sieg rausspringt. Aber wenn es eine Niederlage wird, sind wir aber auch nicht besonders traurig“, sagt Vorstandsmitglied Dominik Schmidramsl. Auch er sieht den Fokus eher auf dem Kader für die Liga – und hier durchaus noch Handlungsbedarf, aber eben auch nur eingeschränkten finanziellen Handlungsspielraum: „Wenn wir den DFB-Pokal erreichen, werden wir auch nicht über unsere Maße hinaus Geld investieren. Im Jahr nach Corona befinden uns eher sowohl finanziell als auch personell – nach dem Umbruch im Kader – in einer Art Konsolidierungsphase.“
Dennoch sieht Kaderplaner Marco Schiebel das Team langsam auf einem guten Weg. Nicht nur, dass mit Christian Heinloth derzeit aufgrund einer Schnittverletzung am Fuß noch ein Spieler fehlt, der zuletzt immer wieder gerade auf der rechten Außenbahn offensiv überzeugt hatte. Nicht zu ersetzen ist derzeit vor allem mit Jonas Fries (Innenbanddehnung) auch ein ruhender Pol im Mittelfeld des Regionalligisten, der gerade gegen spielstarke und offensiv pressende Gegner wie zuletzt Bayreuth oder eben Burghausen einfach als zweikampfstarker „Sechser“ und Ballverteiler fehlt.
Talent aus Spanien im Anflug?
Er dürfte sich ebenso wie Kapitän Philipp Federl oder Torhüter Felix Junghahn, der sich auch zuletzt als enorm starker Rückhalt präsentierte, noch mehr als bisher schon zu einem Führungsspieler und zur wichtigen Mittelachse im Spiel des VfB entwickeln – die nach dem Abgang von Toptorjäger Fabian Eberle vorne derzeit noch keine Fortsetzung findet. Fabian Neumayer zeigt Ansätze, aber muss noch beweisen, dass er eine feste Größe im Sturm werden kann. Hier verspricht man sich beim VfB viel von Julian Kügel, der mit seiner Athletik und seinem Tempo eine Schlüsselrolle einnehmen könnte. Und in der Abwehr habe man trotz des Abgangs von Dominik Wolfsteiner mit Sebastian Graßl und Florian Lamprecht zwei Spieler, die sich sehr gut entwickelt hätten und „zu den besten in der Liga gehören“, lobt Schiebel.
Mit Tobias Stoßberger und nun auch Fabio Pirner hat man hier weitere Optionen in der Offensive hinzugewonnen. In den anstehenden Testspielen sollen in Zukunft dann auch immer wieder Testspieler eingesetzt werden. In den nächsten Wochen habe man oft drei bis fünf Testspieler im Training dabei – darunter viele junge Talente, wie sie sowohl finanziell als auch konzeptionell in das Konzept passen. „Es hat sich inzwischen über die Region hinaus herumgesprochen, dass junge Spieler bei uns spielen und sich weiterentwickeln können“, sagt Schiebel. Offensichtlich sogar bis nach Spanien: Ein deutscher Spieler, der zuletzt in Spanien gelebt habe, wolle mittrainieren und sich beim VfB für mehr empfehlen, verrät Schiebel.
Telefonate mit Beratern
Auch Neuzugang Johannes Fiedler habe wie auch die anderen Neulinge, die zum Teil ja aus niedrigeren Ligen kommen, wie etwa Thomas Selz vom Bezirksligisten FV Dittenheim, einen guten Eindruck hinterlassen, so der Kaderplaner. Jonas Halbmeyer, der sich gerade noch im Aufbautraining befindet, etwa mache große Fortschritte. „Man sieht nach wenigen Einheiten schon, dass er gute Möglichkeiten hat, zu spielen, glaubt Schiebel, der sich nicht nur häufig mit Trainer Markus Mattes austauscht. Er verbringt auch seit Wochen enorm viel Zeit mit Fußball. Allerdings nicht beim EM-Schauen, sondern am Telefon mit potenziellen Spielerkandidaten, beziehungsweise deren Beratern. Denn auch Spielerberater gehören heute bereits in der Regionalliga zur Tagesordnung. „Wichtig ist vor allem auch, dass unsere Neuzugänge charakterlich einwandfrei“ sind, lobt Schmidramsl, der die Aufgabe des Kaderplaners vor Schiebel ebenfalls einige Jahre übernommen hatte und ebenso wie Abteilungsleiter Hans Benz immer noch involviert ist. „Das Schöne ist, dass sie von Anfang ans zu uns wollten und dafür im Vergleich zu anderen Vereinen auch auf Geld verzichtet haben“, freut sich Schmidramsl, der ebenso wie Schiebel vor wenigen Jahren noch selbst als Kapitän für den VfB auf dem Feld gestanden hatte.
Ruhe bewahren – bis zum „Nach-EM-Effekt“?
Ruhe bewahren – so lautet daher einmal mehr das Motto beim VfB. „Wir wissen, dass wir noch etwas tun müssen und auch noch zwei, drei erfahrene Spieler brauchen“, bilanziert Schiebel. „Aber wie wissen auch, dass wir geduldig sein müssen und auch sind. Das hat uns schon die letzten Jahre immer ausgezeichnet.“ Paradoxerweise ist es vielleicht gerade die Geldmaschine Fußball-EM, die auch im Amateurfußball noch einmal für Bewegung sorgen dürfte. Hier dürfen sich gerade zahlreiche Spieler in den Fokus spielen und anschließend für Bewegung auf dem Transfermarkt sorgen. Wenn dann die Topteams nach dem Burgfrieden der EM diese Topspieler kaufen und verkaufen, werden auch am jeweils anderen Ende des Kaders Veränderungen stattfinden.
Daraus ergibt sich dann oft ein Dominoeffekt, und so dürften sich am Ende auch dem VfB auf dem Transfermarkt gegen Ende noch Chancen bieten: Auch Ex-Profi Markus Steinhöfer etwa war 2018 erst sehr spät zur Mannschaft gestoßen, hatte sich aber sofort zu einer echten Verstärkung entwickelt. „Wir wissen auch, dass das, was wir hier treiben, einmal schiefgehen kann. Dass wir irgendwann auch einmal absteigen können“, sagt Schmidramsl ganz offen. „Aber bisher ist es nie passiert – wir waren zuletzt nicht einmal in der Nähe der Abstiegsplätze.“ So soll es nach dem Willen aller Beteiligten beim VfB auch bleiben – vielleicht ja sogar mit dem Nach-EM-Effekt.
Fabio Pirner verstärkt ab sofort den VfB Eichstätt. Der 20-jährige Offensivspieler kommt von der DJK Gebenbach an die Altmühl – und zwar mit der Empfehlung von sechs Toren in 21 Spielen in der Bayernliga Nord. Man sei „sehr froh, eines der vielversprechendsten Talente aus der Bayernliga nach Eichstätt gebracht zu haben“, heißt es beim VfB. „In Gebenbach hat Fabio bereits seine Torgefährlichkeit unter Beweis stellen können. Er ist ein Spieler, der flexibel einsetzbar ist“, freut sich Kaderplaner Marco Schiebel über den Wechsel. „Fabio kann im Zentrum sowie offensiv außen spielen. Außerdem passt er natürlich wahnsinnig gut in unser Konzept, junge Spieler in die Mannschaft zu integrieren.“
Auch Pirner selbst ist motiviert, in Eichstätt durchzustarten. „Ich freue mich riesig auf die neue sportliche Herausforderung und habe richtig Bock, die Jungs, den Verein und das gesamte Umfeld kennenzulernen. Mein persönliches Ziel ist, in jedem Training und Spiel alles rauszuhauen, um somit meinen bestmöglichen Teil zum mannschaftlichen Erfolg beizutragen.“ Dass er zum VfB wolle, zeige auch die Tatsache, dass Pirner dabei eine Anfahrt von über 100 Kilometern aus Amberg in Kauf nimmt. Gleichzeitig aber könne damit auch wieder die „legendäre A9-Fahrgemeinschaft“ aufleben, die es bereits zuvor gegeben hatte. Hier teilen sich neben Pirner auch Co-Trainer Florian Grau, Markus Waffler, Jonas Fries oder Christian Heinloth zum Teil das Auto.