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Schöner Traum, harte Realität

VfB Eichstätt unterliegt SpVgg Bayreuth im Ligapokal-Finale mit 0:3

Diesmal hat es nicht geklappt für den Favoritenschreck aus Eichstätt: Der Traum von der erneuten DFB-Pokal-Begegnung gegen Bayern München, den BVB oder einen anderen prominenten Gegner ist gestern schon in der ersten Halbzeit geplatzt – wenn auch nur vorläufig. Nach vielversprechenden ersten Minuten, in denen der VfB Eichstätt durchaus in Führung hätte gehen können, erzielte die SpVgg Bayreuth den Führungstreffer, bestimmte fortan Ball und Gegner und machte bis zur Pause bereits alles klar. Am Ende stand ein bitteres 0:3 (0:3), aber auch die Erkenntnis, dass der VfB Eichstätt sich nach dem geplatzten Traum wieder auf die schwierige Realität einer wohl herausfordernden Saison konzentrieren muss.

Schöner Traum, harte Realität
Noch einmal durchsetzen konnte sich Fabian Eberle in seinem letzten Spiel für den VfB Eichstätt in dieser Szene gegen den ansonsten überragenden Alexander Nollenberger. Am Ende aber stand es 0:3. Fotos: Traub

Denn so stimmungsvoll es war, die verdienten, teils langjährigen Spieler des Eichstätter Regionalligisten vor dem Spiel endlich auch im würdigen Rahmen vor den immerhin 450 zugelassenen Zuschauern auf dem Platz verabschieden zu können – dabei wurde auch deutlich, wie groß der Aderlass nach der nun mit Verspätung endenden, nervenaufreibenden und überlangen Coronasaison 2019/21 ist: Nicht weniger als sieben Spieler wurden auf dem Feld verabschiedet (Atdhedon Lushi, Dominik Wolfsteiner, Jakob Zitzelsberger, Michael Panknin, Ismailcan Usta, Lucas Schraufstetter und Fabian Eberle) – darunter mehrere Leistungsträger der letzten Jahre. Wie schwer zu ersetzen sie sein werden, macht alleine deutlich, dass Toptorjäger Eberle und Lushi zusammen 26 der insgesamt 46 VfB-Tore in den 26 Saisonspielen der abgebrochenen Coronasaison erzielt hatten. Und dann war da auch noch der langjährige Leader Benjamin Schmidramsl, der seine Karriere bereits während der Coronapause 2020 beendet hatte, sich inzwischen anderweitig im Verein engagiert und abseits des Feldes ebenfalls nur als Zuschauer dabei war.

Er und die übrigen Gäste im Liqui-Moly-Stadion sahen eine Partie, in der der VfB es nicht wie so oft schaffte, einem spielstarken Gegner die Spielfreude zu rauben und selbst durch präzise Angriffe weh zu tun, sondern in der ersten Halbzeit den stark aufspielenden Bayreuthern um die gut aufgelegten Alexander Nollenberger oder Markus Ziereis wenig entgegenzusetzen hatte. Dabei war die Anfangsphase durchaus vielversprechend: Zunächst scheiterte Julian Kügel mit einem Kopfball nach einer Heinloth-Ecke an Sebastian Kolbe (7.), dann rettete der Gästekeeper erneut nach einem schönen Konter in höchster Not gegen Eberle, der aus zwölf Metern die Führung auf dem Fuß hatte.

Wolf stellt die Weichen

Dann aber übernahm der Favorit das Kommando: Nach einem hohen Ball klärte Zitzelsberger per Kopf vor die Füße von Chris Wolf, der den Ball aus 17 Metern unhaltbar ins lange Eck platzierte (14.). Damit war offenbar der Bann gebrochen: Eichstätt bekam in der folgenden halben Stunde bis zur Pause kaum mehr Zugriff, und Bayreuth kam zu einer Vielzahl guter Möglichkeiten. Vor allem der agile Nollenberger stellte über die linke Seite VfB-Rechtsverteidiger Sebastian Graßl immer wieder vor große Probleme. Zunächst verwandelte Anton Makarenko eine herrliche Nollenbergerflanke nicht. Anschließend köpfte Ziereis eine Hereingabe von Makarenko knapp am kurzen Pfosten vorbei (20.). In der 27. Minute war es wieder Nollenberger, der sich mit einer herrlichen Drehung am linken Strafraumeck freimachte und mit einem sehenswerten Schlenzer nur den rechten Außenpfosten traf.

Schöner Traum, harte Realität
Einen Tick schneller waren Anton Makarenko (oben) und seine SpVgg beim Finalsieg gegen Florian Lamprecht (links) und den VfB.

Nach einer halben Stunde fiel dann aber doch das 2:0: Wieder war es Nollenberger, der mit einer butterweichen Flanke Ziereis bediente, der den Ball per Kopf gefühlvoll ins lange Ecke streichen ließ (30.). Entlastung war Mangelware für den VfB, bei dem sich der verletzungsbedingte Ausfall (Innenbandanriss) von Mittelfeldmotor Jonas Fries bemerkbar machte. Auch nachdem VfB-Trainer Markus Mattes auf der rechten Abwehrseite taktisch umgestellt hatte, wurde es nicht viel besser: Bayreuth blieb bis zur Pause am Drücker und erhöhte in der 42. Minute durch Patrick Weimar per Kopf auf 0:3 (42.). Nach einer Ecke stieg der Mittelfeldstratege am höchsten und köpfte wuchtig zur auch in dieser Höhe nicht unverdienten Führung ein. Immerhin meldete sich der VfB kurz vor dem Pausenpfiff mit einem satten Federl-Schuss aus 20 Metern zurück (45+1), den Kolbe abwehren konnte.

Zur zweiten Halbzeit brachte Mattes Lushi für Graßl, und seine Mannschaft zeigte nun ein anderes Gesicht. Wäre Kügel bei seiner Doppelchance aus kurzer Distanz freistehend nicht zweimal an Kolbe gescheitert, hätte das Spiel vielleicht noch einmal eine Wende nehmen können. In den letzten Jahren hat das VfB-Team schließlich immer wieder gezeigt, dass es Herz hat und auch solche Spiele drehen kann. Diesmal aber konnte man nicht mehr nachlegen. Vielleicht hat ja auch die coronabedingte seltsame Situation, dass die halbe Mannschaft, die hier für den VfB auf dem Platz stand, eigentlich ja schon für ihre neuen Vereine trainieren müsste, eine kleine Rolle dabei gespielt, dass man eben nicht mehr an der Sensation schnuppern durfte.

Weitere Chance auf DFB-Pokal

Ein Tor aber hätte das weiter kämpfende VfB-Team gegen Bayreuther, die nun nicht mehr taten, als nötig, durchaus noch verdient gehabt. Jakob Zitzelsberger hätte es beinahe erzielt, als er nach einem Freistoß am langen Pfosten beinahe aus zwei Metern zum Zug gekommen wäre. Als dann auch noch ein Kügel-Kopfball über das Tor ging, durfte die SpVgg Bayreuth um Trainer Timo Rost sich über den erhofften Titel zum Abschluss freuen – und damit auch über die Teilnahme an der 1. DFB-Pokalhauptrunde.

Der Traum davon ist für den VfB Eichstätt zwar mit dem verlorenen Finale zunächst geplatzt, allerdings noch nicht in Gänze ausgeträumt. Denn ab dem 19. Juni beginnen die Toto-Pokal-Viertelfinals, für die der VfB nun qualifiziert ist. Hier muss das Team von Markus Mattes zunächst beim SV Wacker Burghausen antreten. Mit drei Siegen könnte man sich zum Totopokalsieger krönen und wäre dann ebenfalls im DFB-Pokal dabei. Doch die neue Mannschaft muss bis dahin noch Form annehmen. Die Riege an Spielern, die vor dem Finale verabschiedet worden war, wird bald ersetzt werden müssen. Bisher hat man wenig mehr als eine Elf verpflichten können.

Schöner Traum, harte Realität
Viele Abgänge: Teammanager Philipp Krieglmeier (links) und Abteilungsleiter Hans Benz (rechts) Atdhedon Lushi (von links), Dominik Wolfsteiner, Jakob Zitzelsberger, Michael Panknin, Ismailcan Usta, Lucas Schraufstetter und Fabian Eberle.

Baustellen im Kader

Während das Bayreuther Team, das weitgehend unter Profibedingungen trainiert, mit Pokal und großem Kader in den Bus für die Heimreis stieg, steckten Kaderplaner Marco Schiebel und VfB-Abteilungsleiter Hans Benz einmal mehr die Köpfe zusammen. Sie haben noch einige Baustellen zu schließen: Im Sturm etwa hat man mit dem 21-jährigen Tobias Stoßberger jüngst einen Erfolg vermelden können, auch im Mittelfeld und insbesondere in der Innenverteidigung wird man noch tätig werden müssen. „Leicht ist es nicht“, verriet Schiebel, der beinahe täglich Stunden am Telefon verbringt. „Es ist für den VfB als wenig finanzkräftigem Verein nie so ganz leicht gewesen, einen regionalligatauglichen Kader zusammenzustellen“, so Benz. „In dieser Saison ist es noch ein wenig schwieriger.“ Aber vielleicht verschiebt sich ja der Transfermarkt nur einfach ebenfalls ein Stück nach hinten. Bisher hat es am Ende doch immer geklappt. Und so kann man auch nach dieser ungewöhnlichsten aller Spielzeiten trotz des bitteren Finales sagen: Es war eine erfolgreiche.

Das Spiel in Kürze:
VfB Eichstätt:
 Junghan – Graßl (46. Lushi), Waffler, Zitzelsberger, Lamprecht – Federl, Wolfsteiner, Schraufstetter – Heinloth (71. Neumayer), Eberle, Kügel.

SpVgg Bayreuth: Kolbe – Götz (71. Schwarz), Weber, Eder, Lippert – Makarenko (60. Dannhof), Wolf (83. Kaymaz), Weimar, Nollenberger (71. Messingschlager) – Ziereis (60. Maderer), Knezevic.
Tore: 0:1 Chris Wolf (14.), 0:2 Markus Ziereis (30.), 0:3 Patrick Weimar (42.).
Gelbe Karten: Heinloth, Lushi, Zitzelsberger.
Schiedsrichter: Florian Badstübner (TSV Windsbach).
Zuschauer: 450 (ausverkauft).
Quelle
Fotos: Johannes Traub / JT-Presse.de
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